nen, die der
Vater ihr soeben vorgetragen hatte. Innen, im Kuenstlerzimmer, herrschte
Niedergeschlagenheit, Sorge und Kampf.
"Lass nun einmal die zaertlichen Worte," sagte der Kuenstler zu seiner
Frau, "sie helfen nichts mehr, wie du siehst; lass mich allein mit Edmund
reden." Er fuehrte das Kind beiseite, und sah ihm fest und streng in die
Augen.
"Du bist heute abend krank, Edmund," sagte er, "und moechtest lieber zu
Bette gehen als vorspielen. Ich war auch schon einmal krank und habe
doch dabei ein ganzes, langes Konzert allein gegeben, und du musst nur
ein einziges Stueck spielen. Fest habe ich mich hingestellt und gedacht:
Die vielen Menschen haben die teuern Karten gekauft, und ich habe ihnen
dafuer Musik versprochen und muss mein Versprechen halten. Du musst das
deinige auch halten, dann erst darfst du dich zu Bette legen. Aber eines
will ich fuer dich tun, wenn du mir versprichst, dass du dich tapfer
haeltst, ich will dir erlauben, dass du anstatt des schwierigen
Mendelssohn die leichte kleine Romanze von Beethoven spielst, die du so
gut kannst. Ich will es den Zuhoerern sagen; wenn du das Stueck recht
schoen vortraegst, sind sie damit auch zufrieden. Nun komm, in einer
Viertelstunde ist es ueberstanden. Sieh die Menschen freundlich an, dann
verzeihen sie es dir, dass du so ein kurzes Stueck spielst." Und er nahm
das Kind fest an der Hand, machte der Mutter, die sich von ihm
verabschieden wollte, ein abwehrendes Zeichen, gab dem Kleinen die
Violine, die er folgsam nahm und fuehrte ihn die Stufen hinauf. "Vater,"
fragte leise der Kleine, "haben vorhin bei dir die Bretter, der Boden,
auf dem man steht, auch so geschwankt? Ich habe gemeint, ich falle um."
"Die Bretter sind jetzt alle festgenagelt," sagte ruhig und bestimmt der
Vater.
Sie hatten schon den Saal erreicht und traten miteinander vor. Als das
Klatschen sich gelegt hatte und Edmund eben zum Spiel ansetzte, wandte
sich der Vater an das Publikum: "Ich bitte es dem zarten Alter des
Kuenstlers zugute zu halten, dass er sein Programm nicht einhaelt. Er
moechte Ihnen lieber eine Romanze von Beethoven als das Konzert von
Mendelssohn vorspielen." Ein freundliches Klatschen bezeugte die
Zustimmung, die wenigsten der Anwesenden wussten, dass ihnen damit die
Freude verkuerzt wurde. "Nun mach es um so besser," fluesterte der Vater
noch seinem Kind zu und stellte sich so, dass sie einander im Auge
behielten. Ihm war es, als muesste er unablaessig durch seinen B
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