cheuchte.
"Du haettest es gar nicht vor den Kindern vorlesen sollen, ehe wir
entschlossen sind," sagte Frau Pfaeffling.
"Freilich, aber ich kann dich auch nicht bei jeder Gelegenheit zu mir
herueberrufen, und wo du bist, sind immer ein paar Kinder."
"Ja, ja," erwiderte Frau Pfaeffling laechelnd, "und warten, bis sie in der
Schule sind oder bis am Abend, warten kann man nicht, wenn man Pfaeffling
heisst!"
Sie berieten zusammen, waren sehr bald entschlossen und riefen die
Kinder zurueck. Frau Pfaeffling sah den Blick der Kleinen gespannt auf
sich gerichtet. Sie zog das Kind an sich. "Es kann nicht sein, Elschen,"
sagte sie, "und ich will dir auch erklaeren warum. Bei einer so weiten
Reise ist auch der _halbe_ Fahrpreis schon teuer und selbst, wenn ihn
die gute Grossmutter fuer dich zahlen wollte, koennte ich dich doch nicht
mitnehmen, denn wer sollte denn daheim die Tuere aufmachen, wenn es
klingelt, waehrend alle in der Schule sind? Walburg hoert das ja nicht und
sie versteht nicht, was die Leute sagen, die kommen. Du musst unsere
Pfoertnerin sein, solange ich fort bin; wenn du nicht daheim waerest,
koennte ich gar nicht reisen."
Das kleine Juengferchen war verstaendig, es sah ein, dass es zurueckbleiben
musste. Der Traum hatte nur kurz gedauert und war undeutlich gewesen,
denn was wusste Elschen von fremden Laendern und Menschen, von Reiselust
und Erlebnissen? Fuer sie war die Heimat noch die Welt, die Neues und
Merkwuerdiges genug brachte. So kam es zur Verwunderung der grossen
Geschwister nicht einmal zu ein paar Traenen bei der kleinen Schwester,
die doch heute nach Tisch geweint hatte, weil sie nicht mit hinunter
gedurft hatte auf die Balken in dem nassen Hof!
Der letzte Tag vor der Abreise war gekommen, Frau Pfaeffling war es
schwer ums Herz. Gut, dass Tag und Stunde laengst festgesetzt waren, sonst
haette sie ihren Koffer wohl wieder ausgepackt. Aber sie wusste, wie
sehnlich sie erwartet wurde, es gab kein Zurueck mehr, es musste jetzt
sein. Geschaeftig ging sie heute, alles voraus bedenkend, hin und her im
Haus. Aber ueberall, wo sie auch war, in Kueche, Keller und Kammern,
folgte ihr Frieder. Er stoerte sie nicht, wenn sie raeumte, ueberlegte oder
anordnete, er verlangte nichts, als bei ihr zu sein, nahe, so nahe wie
moeglich. Sie spuerte sein Heimweh. Es war ein langes, stummes
Abschiednehmen. Einmal kam es auch zur Aussprache, in einem Augenblick,
wo sie oben, in der Bodenkammer, allein mit ihm war
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