e wussten nur, dass die Mutter ihren einzigen, innig
geliebten Bruder erwartete, und freuten sich alle auf den seltenen Gast.
Die drei Grossen hatten auch noch aus ihrer fruehesten Kindheit eine
schoene Erinnerung daran, wie Onkel und Tante gekommen waren und durch
schoene Geschenke ihre Herzen gewonnen hatten.
Herr Pfaeffling billigte den Plan, der am achtzigsten Geburtstag gefasst
worden war. Er kannte die Verwandten seiner Frau und schaetzte sie hoch,
auch war es ihm klar, dass in dem Haushalt seines Schwagers dem einzelnen
Kind mehr Aufmerksamkeit zuteil werden konnte als in der eigenen
Familie. Doch wollte er den Aufenthalt nur fuer ein oder hoechstens zwei
Jahre festsetzen, damit keines der Kinder dem Geist des Elternhauses
entfremdet wuerde.
Einstweilen war das Wintersemester zu Ende gegangen, und was waehrend
desselben geleistet worden, sollte sich heute in den Osterzeugnissen
zeigen.
In einem der grossen Gaenge des Gymnasiums wartete Karl auf seinen Bruder
Wilhelm, dessen Zeugnis war ihm diesmal so wichtig wie sein eigenes.
Doch nur fuer die Mathematiknote interessierte er sich. Wenn diese nicht
besser ausfiel als das letzte Mal, dann stund es schlimm um Wilhelm,
schlimm auch um die Ferienfreude. Nachhilfestunden zu geben war nicht
Karls Liebhaberei, der junge Lehrer und der Schueler haetten sie gleich
gerne los gehabt. Darum strebten die Brueder gleich aufeinander zu, als
die Klassentuere sich auftat und die Schueler herausdraengten. Ueber der
andern Koepfe weg reichte Wilhelm schon von der Ferne Karl sein Zeugnis
hin und dieser las: Mathematik III. Ueber diese Note, die wohl schon
manchem Schuler Kummer bereitet hat, waren unsere beiden hochbefriedigt
und beschlossen, rasch nach der Musikschule zu rennen, um den Vater noch
zu erreichen und mit ihm heimzugehen. Das gelang ihnen auch. Als er die
Jungen mit den bekannten blauen Heftchen auf sich zuspringen sah, wusste
er schon, dass es Gutes bedeute. "Diesmal ist wohl keine
Durchschnittsnote noetig?" fragte er und ueberblickte das Zeugnis, und war
zufrieden. Aber eben nur zufrieden. Die Brueder waren enttaeuscht, nach
ihrer Meinung haette der Vater viel vergnuegter sein muessen. "Hast du noch
etwas Besseres erwartet, Vater?" fragten sie.
"Nein, aber ich traue noch nicht recht. Nach drei kommt vier, da sind
wir noch in gefaehrlicher Nachbarschaft. Ich weiss wohl, warum ihr so
vergnuegt seid, ihr meint, die Nachhilfstunden seien nun ueberfluessig,
aber gan
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