Hand herauf, ja er schwenkte sogar den Hut als
Gruss. Das machte einen gewinnenden Eindruck. "Wir springen doch
entgegen, der ist gar nicht so!" sagte Wilhelm. "Nein, der ist nicht
so," entschied der ganze Chor. Die sieben Kinderkoepfe verschwanden vom
Fenster, und vierzehn Fuesse trabten die Treppe hinunter. "Die Treppe ist
frisch geoelt," rief Marie, "geht an der Seite, dass sie in der Mitte
schoen bleibt!"
Nun kam die Begruessung. Man war sich unbekannt und doch nicht fremd. Die
Kinder beruehrte es merkwuerdig, dass der Onkel der Mutter so aehnlich war,
in den Zuegen, in der Stimme und der Aussprache. Zutraulich begruessten sie
ihn, und auch er fand in ihnen lauter verwandte Gesichter, die einen
seiner Schwester, die andern seinem Schwager aehnlich.
"Nun gebt die Treppe frei, Kinder," draengte Herr Pfaeffling, "wir wollen
den Onkel doch auch hinauf lassen." Sie machten Platz, und liessen den
Gast voran gehen. Auf halber Treppe sah er zurueck nach dem jungen
Gefolge. "Wie komisch sie alle an der Seite gehen," bemerkte er zu der
Mutter.
"Damit die Treppe in der Mitte geschont wird."
"Ah so!" sagte der Professor und sah sichtlich belustigt zurueck.
"Caecilie, nun kenne ich deine Kinder schon. Die heisst du ungehobelt?"
Droben, im Wohnzimmer, war der Mittagstisch gedeckt. "Was fuer eine
stattliche Tafel!" rief der Gast, und dann sah er erstaunt auf die
ungewoehnlich grosse Gestalt Walburgs, die stumm die Suppe auftrug. "Ihr
habt euch wohl eine besonders kraeftige Magd ausgesucht fuer eure grossen
Schuesseln?" sagte er spassend zu den Kindern, "ist das die treue, stumme
Dienerin? Wie schade um das Maedchen!"
"Es wird aber nicht mehr schlimmer bei ihr, Onkel," versicherte Marie,
"ich war mit ihr beim Arzt, er sagt, es kann sogar eher ein wenig besser
werden."
Sie sammelten sich um den Tisch. "Mutter," bat Wilhelm, "du hast einmal
ein Tischgebet gewusst, das muesste heute gut passen und dem Onkel
gefallen, es kommt etwas vom vielverheissenden Tisch vor, weisst du nicht,
welches ich meine?"
Frau Pfaeffling wusste es wohl und sprach es:
In groesserem Kreise stehen wir heute
Am Gutes verheissenden festlichen Tisch.
Aber die richtige froehliche Stimmung
Die musst auch heute Du, Herr, uns geben.
Nahe dich freundlich jedem von uns.
Drei Tage blieb der Onkel im Haus und beobachtete oft im stillen seine
Neffen und Nichten. Er hatte ihnen ein Spiel mitgebracht, an dem sich
alle beteiligen konnten. "
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