rsehen nicht verderben, wenn du nun siehst, dass manches in
Unordnung geraten ist waehrend deiner Abwesenheit. Unser Zusammensein
hier war so schoen, das ist doch auch eines Opfers wert."
"Ja," sagte die Schwester, "du hast ja selbst gesagt, dass jeden Tag
irgend etwas Ungeschicktes vorkommt bei deinen Kindern, auch wenn du
daheim bist. Einundzwanzig Tage warst du fort, also so lang du nicht
mehr als einundzwanzig Dummheiten entdeckst, darfst du dich gar nicht
beklagen, darfst nicht behaupten, dass dein Wegsein daran schuld ist, und
nicht gleich erklaeren: ich reise nie mehr."
Frau Pfaeffling lag freilich in dieser Abschiedsstunde der Gedanke sehr
fern, nie mehr reisen zu wollen, nie mehr hieher zu kommen. Sie riss sich
mit schwerem Herzen los von dem geliebten Muetterlein, von der Schwester,
die sie so treulich gepflegt hatte, und das Wort "auf Wiedersehen" war
ihr letzter Gruss aus dem abfahrenden Zug, als sie die weite Heimreise
antrat.
Noch immer war es draussen in der Natur kahl und winterlich, die drei
Wochen waren anscheinend spurlos voruebergegangen, noch war nirgends ein
Keimen und Sprossen, eine Fruehlingsandeutung zu bemerken. Und doch
schien ihr die Zeit so weit zurueck zu liegen, seitdem sie hieher gereist
war! Jetzt war ihr Herz noch vom Abschiedsweh bewegt, und doch ruehrte
sich schon und draengte gewaltig in den Vordergrund die Freude auf das
Wiedersehen mit Mann und Kindern. Wohl dem, der so von Lieben zu Lieben
kommt, der ungern entlassen und mit Wonne empfangen wird. Wer kann sich
reicher fuehlen als so eine Frau, die von daheim nach daheim reist?
Den Kindern hatte der Schrecken wegen des abhanden gekommenen Geldes
doch nicht lange die Freude auf das Heimkommen der Mutter verderben
koennen. Die Kleinen hatten das fatale Ereignis ohnedies von Montag bis
Samstag schon halb vergessen. Die Grossen dachten ja wohl noch daran,
aber doch mit dem unbestimmten Gefuehl, dass die Mutter um so mehr her
gehoere, je schwieriger die Lage im Haus war.
Herr Pfaeffling sah auch nicht aus wie einer, der sich nicht freut, als
er am Samstagmittag, gleich von der Musikschule aus an den Bahnhof
eilte. Er kam dort fast eine Viertelstunde zu fruehe an, lief in
ungeduldiger Erwartung der Kinder, die von der Schule aus kommen
sollten, vor dem Bahnhofgebaeude hin und her und winkte mit seinen langen
Armen, als er in der Ferne zuerst Wilhelm, dann Karl und Otto auftauchen
sah.
Er hatte angeordnet, dass nicht alle Kind
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