nter, immer das aeltere unter den Geschwistern dem
juengern. Anfangs machte es den Kindern Spass, aber es ging nicht immer so
friedlich und so saeuberlich zu wie bei der Mutter, und Walburg wunderte
sich, dass sie bald eine noch fast gefuellte, bald eine ganz leere
Suppenschuessel abzutragen hatte; da war gar kein regelmaessiger Verbrauch
mehr wie bisher.
Ganz kurios erschienen Herrn Pfaeffling und Karl die spaeten Abendstunden,
wo sie allein beisammen sassen. Sie waren sich so nahe gerueckt und wussten
doch nicht viel miteinander anzufangen, so glich das Zimmer oft einem
Lesesaal, in dem die Vorschrift befolgt wird: Man bittet, nicht zu
sprechen. Das wurde aber besser nach den ersten Tagen. Es kamen ja auch
Briefe von der Mutter, und diese bildeten ein gemeinsames Interesse
zwischen Vater und Sohn.
Die Briefe brachten gute Nachrichten. Es war ein beglueckendes
Wiedersehen zwischen Mutter, Tochter und Geschwistern, wenn auch nicht
ganz ohne Wehmut. Was war es fuer ein gealtertes, pflegebeduerftiges
Grossmuetterlein, das da im Lehnstuhl sass, nicht mehr imstande, ohne Hilfe
von einem Zimmer in das andere zu gehen! Und wiederum, wo war Frau
Pfaefflings Jugendbluete geblieben? Welch deutliche Spuren hatte die
Muehsal des Lebens auf ihren feinen Zuegen eingegraben!
Aber dieser erste wehmuetige Eindruck verwischte sich bald. Schon nach
einigen Stunden hatten sie sich an die Veraenderung gewoehnt und fanden
wieder die geliebten, vertrauten Zuege heraus. Es war auch kein Grund zu
trauriger Empfindung da, denn die _alte_ Frau hatte keine Schmerzen zu
leiden, sie genoss dankbar ein friedliches Alter unter der treuen Pflege
der unverheirateten Tochter, die bei ihr und fuer sie lebte. Und die
_junge_ Frau, wenn man Frau Pfaeffling noch so nennen wollte, sprach mit
solcher Liebe von ihrem grossen Familienkreis und schien so gereift durch
reiche Lebenserfahrung, dass es allen deutlich zum Bewusstsein kam, das
Leben habe ihr mit all seiner Muehe und Arbeit Koestliches gebracht.
Am wenigsten veraendert hatte sich Frau Pfaefflings Schwester, Mathilde,
die noch ebenso frisch und kraeftig erschien, wie vor Jahren. Sie fuehrte
die Schwester in das freundliche, sonnig gelegene und wohldurchwaermte
Gastzimmer, zog sie an sich, kuesste sie herzlich und sagte: "Caecilie, nun
soll dir's gut gehen! Du wirst sehen, wie ich dich pflege!"
"Ich bin ja gar nicht krank, Mathilde."
"Nein, das ist ja eben das Gute, dass du nur ueberanstrengt
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