ruehrten ihn. Die gesunde Schwester sah gerade so
aengstlich aus wie die kranke, sie zuckte wie diese beim Schmerz, und
doch kam sie immer als treue Begleiterin. Diesmal konnte er beide
troesten. "Es ist nichts Schlimmes," sagte er, "das gibt keine so boese
Geschichte wie voriges Jahr. Aber das alte Mittel schuettet weg, das
macht die Sache nur schlimmer. Ich gebe euch ein anderes. Wenn eure
Mutter verreist ist, so kommt lieber alle Tage zu mir, ich will es
selbst eintraeufeln. Und sagt nur eurem Vater einen Gruss, und das gehe
noch auf die Rechnung vom vorigen Jahr, das ist Nachbehandlung, die
gehoert dazu."
Darueber wurden die Schwestern so vergnuegt, dass sie anfingen, mit dem
gefuerchteten Arzt ganz vertraulich zu plaudern. So erfuhr er denn auch,
dass Anne nicht so taub werden wollte wie Walburg. "Hoert die denn gar
nichts mehr?" fragte er.
"Uns versteht sie schon noch, wenn wir ihr etwas recht laut ins Ohr
sagen, aber es wird alle Jahre schlimmer."
"Geht sie nie zum Arzt?"
Davon hatten die Schwestern nicht reden hoeren, aber sie wussten ganz
gewiss, dass man ihr nicht helfen konnte.
"Manchmal kann man so ein Uebel doch zum Stillstand bringen," sagte der
Arzt, "schickt sie mir nur einmal her, ich will danach sehen und sagt
daheim, das gehe auch noch in die alte Rechnung."
Die Schwestern konnten gar nicht schnell genug heimkommen, so freuten
sie sich, den guten Bescheid dem Vater mitzuteilen. Unverdrossen riefen
sie es auch Walburg ins Ohr, bis diese endlich verstand, dass es sich um
sie handelte, und ihren Auftrag erteilte: "Sagt nur dem Arzt, wenn euere
Mutter zurueckkommt, werde ich so frei sein."
Das naechtliche Stoehnen war bald nimmer zu hoeren.
Die letzte Woche von Frau Pfaefflings Abwesenheit war angebrochen, zum
gestrigen Sonntag hatte sie die froehliche Botschaft gesandt, dass sie
volle acht Tage frueher heimkommen wuerde, als verabredet war.
In dieser Zeit wurde nie, wie sonst manchmal, vergessen, das Blaettchen
vom Kalender rechtzeitig abzureissen. Sie sollte nur schnell vergehen,
diese letzte Februarwoche, zugleich die letzte Woche ohne die Mutter.
"Immer ist das Blatt schon weg, wenn ich zum Fruehstueck komme," sagte
einmal Karl, "das ist doch bisher mein Geschaeft gewesen, wer tut es denn
so zeitig? Der Kalender gehoert eigentlich mir." "Ich," sagte Frieder,
"ich habe es manchmal getan." "Du bist doch gar nicht vor mir zum
Fruehstueck gekommen?" Es wurde noch weiter nachgeforscht,
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