und da stellte
es sich heraus, dass Frieder immer schon abends den Kalenderzettel abzog
und mit ins Bett nahm. "Du meinst wohl, es kommt dann schneller der
1. Maerz und die Mutter mit ihm?" sagte Karl und wehrte dem kleinen Bruder
nicht, dem war ja immer anzumerken, dass er Heimweh hatte. Aber an diesem
Montag morgen ging er vergnuegt seinen Schulweg mit den Geschwistern, die
Heimkehr der Mutter war ja ploetzlich so nahegerueckt.
Nur Elschen wurde heute die Zeit besonders lang, so allein mit Walburg;
ja im Augenblick war sie sogar ganz allein, denn am Samstag hatten die
jungen Kohlentraeger und Holzlieferanten nicht genuegend fuer Vorrat
gesorgt und Walburg musste hinuntergehen, sich selbst welches zu holen.
Waehrend dieser Zeit wurde geklingelt und Elschen lief herzu, um
aufzumachen. Ein Herr fragte nach Herrn Pfaeffling, dann nach dessen Frau
und nach den Geschwistern. Als er hoerte, dass sie alle fort seien,
bedauerte er das sehr und fragte, ob er wohl ein kleines Briefchen an
Herrn Pfaeffling schreiben koenne, er sei ein guter Bekannter von ihm, und
er wolle schriftlich ausmachen, wann er ihn wieder aussuchen wuerde.
Elschen fuehrte den Herrn freundlich in des Vaters Zimmer an den
Schreibtisch, wo das Tintenzeug stand. "Es ist gut, liebes Kind," sagte
der Herr, "du kannst nun hinausgehen, dass ich ungestoert schreiben kann,
den Brief fuer deinen Vater lasse ich hier liegen." Elschen verliess das
Zimmer. Nach einer ganz kurzen Weile kam der Herr wieder heraus.
"Sind Sie schon fertig?" fragte die Kleine verwundert. Aber sie bekam
keine Antwort, der Herr schien grosse Eile zu haben, ging rasch die
Treppe hinunter und hielt sich auch gar nicht bei Walburg auf, die eben
heraufkam.
"Wer war da?" fragte diese.
"Bloss ein Herr, der den Vater sprechen wollte," rief ihr Elschen ins
Ohr; weiteres von diesem Besuch zu erzaehlen war dem kleinen Persoenchen
zu unbequem, Walburg verstand doch immer nicht recht. Aber beim
Mittagessen fiel ihr die Sache wieder ein und sie erzaehlte sie dem
Vater. Dem kam es verdaechtig vor. "Wo ist denn der Brief?" fragte er.
Ja, wo war der Brief? Nirgends war einer zu finden! Und wo war denn--ja,
wo war denn das Geld, das in der kleinen Schublade jahraus, jahrein
seinen Platz hatte? Sie standen zu acht herum, der Vater mit allen
sieben, mit entsetzten Blicken stierten sie alle in den leeren Raum. Oft
schon war er duenn besetzt gewesen, aber so oede hatte es noch nie in
dieser Schublade aus
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