nicht verraten wollte, priesen sie in begeisterten Worten,
schilderten dann die vielen Entbehrungen, die die Eltern sich auflegen
mussten, wenn eine so grosse Summe wegfiel, und wandten sich am Schluss mit
volltoenenden Worten an das Ehrgefuehl der jungen Leute mit der
Aufforderung, das Geld zurueckzuerstatten. Otto musste mit seiner schoenen,
schulgemaessen Handschrift den Brief ins Reine schreiben und dann setzten
alle drei ihre Unterschrift darunter. Sie adressierten an Feodor, den
aelteren der beiden Brueder, die Berliner Adresse hatten sie gelesen, es
fehlte nichts mehr an dem Brief, morgen auf dem Weg zur Schule konnte er
in den Schalter geworfen werden. Mit grosser innerer Befriedigung legten
sie sich nun in ihre Betten; auf diesen Ausruf hin musste das Geld
zurueckkommen, an dem Erfolg war gar nicht zu zweifeln, und welche
Ueberraschung, welche Freude musste das geben!
Es ist aber merkwuerdig, wie die Dinge bei nuechternem Tageslicht so ganz
anders erscheinen als in der Abendbeleuchtung. Als die Brueder am
naechsten Morgen auf dem Schulweg waren, warf Karl die Frage auf: "Warum
lassen wir eigentlich den Vater unsern Brief nicht vorher lesen?"
Wilhelm und Otto wussten Gruende genug. "Weil sonst keine Ueberraschung
mehr dabei ist; weil die Eltern so aengstlich sind und keinen Verdacht
aeussern wollen, waehrend doch alles so klar wie der Tag ist; weil der
Vater die schoensten Saetze ueber seinen Edelmut streichen wuerde; weil
dann wahrscheinlich aus dem ganzen Einfall nichts wuerde; nein, wenn man
wollte, dass der Brief abging, so musste man ihn heimlich abschicken,
nicht lange vorher fragen."
Aber das Heimliche, das eben war Karl zuwider. Am ersten Schalter warf
er den Brief nicht ein, es kamen ja noch mehrere auf dem Schulweg. Aber
die Brueder drangen in ihn: "Jede Ueberraschung muss heimlich gemacht
werden, sonst ist's ja keine; du bist immer so bedenklich und aengstlich,
was kann denn der Brief schaden? Gar nichts, im schlimmsten Fall nuetzt
er nichts, aber schaden kann er nichts, das musst du selbst sagen." Karl
wusste auch nicht, was er schaden sollte, und dennoch wollte er durchaus
auch beim zweiten Schalter den Brief nicht herausgeben. "Die Eltern sind
immer so sehr gegen alles Heimliche," sagte er, "und es ist wahr, dass
schon oft etwas schlimm ausgegangen ist, was wir heimlich getan haben.
Ihr habt gut reden: wenn die Sache schief geht, heisst es doch: Karl, du
bist der Aelteste, du haettest es nicht e
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