, "du weisst nicht so genau, wie die Sache
zugegangen ist. Ich bin schon froh, dass nur kein Unheil entstanden ist
aus unserm Brief, eine Belohnung will ich lieber nicht nehmen, die hat
nur Karl verdient, gib sie nur ihm."
Noch am selben Abend erhielt der Ohrenarzt sein Geld, mit einer
Entschuldigung ueber die Verzoegerung und der aufrichtigen Bemerkung, dass
es Herrn Pfaeffling nicht frueher moeglich gewesen sei, die Summe
zusammenzubringen.
Der Arzt sass schon mit seiner Gemahlin beim Abendessen. "Ist denn der
Pfaeffling nicht der Direktor der Musikschule, der neulich einen Ball
gegeben hat?"
"Bewahre, du bringst auch alles durcheinander," sagte die Gattin, die
sich nicht durch Liebenswuerdigkeit auszeichnete. "Der Pfaeffling ist ja
bloss Musiklehrer. Es ist doch der, von dem man einmal erzaehlt hat, dass
er seine zehn Kinder ausschickt, um Wohnungen zu suchen, weil niemand
die grosse Familie aufnehmen wollte."
"O tausend!" rief der Doktor, "wenn ich das gewusst haette, dem haette ich
keine so gesalzene Rechnung geschickt!"
"Du verwechselst auch alle Menschen!"
"Die Menschen nicht, bloss die Namen; der Direktor heisst ganz aehnlich."
"Gar nicht aehnlich."
"Nicht? Ich meine doch. Wie heisst er eigentlich?"
"Mir faellt der Name gerade nicht ein, aber aehnlich ist er gar nicht."
"Doch!"
"Nein!"
Nachdem sie noch eine Weile ueber die Aehnlichkeit eines Namens gestritten
hatten, den sie beide nicht wussten, schob der Arzt das Geld ein mit
einem bedauernden: "Aendern laesst sich da nichts mehr."
Elschens Krankheit war gnaedig voruebergegangen. Sie war wieder ausser
Bett, hatte aber noch Hausarrest und viel Langeweile. So freute sie sich
ueber den heutigen Lichtmessfeiertag, an dem die Geschwister schulfrei
waren. Am Nachmittag machte sie sich an Frieder heran, der geigend in
der Kueche stand, und bat schmeichelnd, dass er nun endlich aufhoere und
mit ihr spiele. Er nickte nur und spielte weiter. Sie wartete geduldig.
Endlich mahnte ihn Walburg: "Frieder, hoer auf, du hast schon zu lang
gespielt. Frieder, der Vater wird zanken." Da gab er endlich nach, und
Elschen folgte ihm froehlich in das Musikzimmer, wo die Violine ihren
Platz hatte. Als Frieder aber sah, dass der Vater gar nicht zu Hause war,
nahm er schnell die Violine wieder zur Hand und spielte. "Du Boeser!"
rief die kleine Schwester und Traenen der Enttaeuschung traten ihr in die
Augen. Als aber nach einer Weile draussen die Klingel ertoe
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