nte, sah man
ihr schon wieder die Angst fuer den Bruder an: "Der Vater kommt!" rief
sie und sah gespannt nach der Tuere. Aber ehe diese aufging, war Frieder
mit seiner Violine durch die andere Tuere hinausgegangen und nun
fluechtete er sich in das Bubenzimmer und spielte und spielte. Da holte
sich Elschen den Bruder Karl zur Hilfe. "Frieder," sagte er, "ich rate
dir, dass du jetzt augenblicklich aufhoerst, du hast gewiss schon drei
Stunden gespielt!" Da machte der leidenschaftliche Geiger ein finsteres
Gesicht, wie es noch niemand an dem guten, kleinen Kerl gesehen hatte,
und sagte trutzig zu Karl: "Ich kann jetzt nicht aufhoeren, ich spiele
bis ich fertig bin."
In diesem Augenblick kam Frau Pfaeffling herein, da stuerzte sich Elschen
weinend auf sie zu und rief: "Alle sagen ihm, er soll aufhoeren und er
tut's doch nicht, vielleicht hoert er gar nie mehr auf, sieh ihn nur an!"
Aber durch diesen verzweifelnden Ausruf der Kleinen und vielleicht noch
mehr durch den Anblick der Mutter kam Frieder zu sich, liess die Geige
sinken, legte den Bogen aus der Hand und senkte schuldbewusst den Kopf.
"Hast du gewusst, dass es ueber die Zeit ist und hast dennoch
weitergespielt?" fragte Frau Pfaeffling. "Das haette ich nicht von dir
gedacht, Frieder, wenn du ueber deiner Violine allen Gehorsam vergisst,
dann ist's wohl besser, das Geigenspiel hoert ganz auf. Bleib hier, ich
will hoeren, was der Vater meint."
Frau Pfaeffling ging hinaus, Frieder blieb wie angewurzelt stehen. Die
Geschwister sammelten sich allmaehlich um ihn, sie berieten, was
geschehen wuerde, drangen in ihn, er solle gleich um Verzeihung bitten,
und als nun die Eltern miteinander kamen, war eine schwuele Stimmung im
Zimmer. Frieder wagte kaum aufzusehen, aber trotzig schien er nicht,
denn er sagte deutlich: "Es ist mir leid."
"Das muss dir freilich leid sein, Frieder!" sagte der Vater. "Wenn du
bloss im Eifer vergessen haettest, dass du ueber die Zeit spielst, dann
koennte ich dir das leicht verzeihen, aber wenn du erinnert wirst, dass du
aufhoeren solltest und magst nicht folgen, wenn du mit aller Absicht
tust, was ich dir schon oft streng verboten habe, dann ist's aus mit dem
Geigenspiel. Was meinst du, wenn ihr Kinder alle nicht folgen wolltet,
wenn jeder taete, was ihm gut duenkt? Das waere gerade, wie wenn bei dem
Orchester keiner auf den Dirigenten saehe, sondern jeder spielte, wann
und was er wollte. Nein, Frieder, meine Kinder muessen folgen, mit dein
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