lick die
Selbstbeherrschung des Kleinen aufrechterhalten.
"Wie er das Kind anschaut," dachten manche der Zuhoerer, aber die meisten
hatten keinen Blick fuer den Vater, sie waren wieder hingerissen von dem
Knaben und seinem einschmeichelnden Spiel.
Es ging vorueber. Dem Vater war die Viertelstunde wie eine Ewigkeit
erschienen, und diesmal kamen Beide wie traeumend zurueck zu der Mutter,
die den Kleinen in zaertlichen Armen empfing.
"Fahren Sie gleich mit dem Jungen heim und bringen Sie ihn zu Bett,"
sagte der Vater zu dem Fraeulein, "Wilhelm begleitet Sie hinueber zum
Droschkenplatz, nicht wahr?"
Am Schluss des Konzerts sammelten sich viele der begeisterten Zuhoerer vor
dem Kuenstlerzimmer, sie hofften, auch das Kuenstlerkind noch einmal zu
sehen. Umsonst. Es lag schon in dem Bett, das Herr Meier vom
Zentralhotel sorgsam hatte erwaermen lassen.
Am naechsten Tag kam in den Zeitungen eine begeisterte Schilderung des
Konzerts, und am uebernaechsten folgte eine Notiz: der kleine
Geigenspieler sei an den Masern erkrankt.
Acht Tage spaeter lag auch seine kleine Taenzerin Elschen masernkrank
darnieder, und wenn Frau Pfaeffling an ihrem Bettchen sass, dachte sie
manchmal mit Teilnahme an das kleine Menschenkind, das schon oeffentlich
auftreten musste, ehe es noch die Kinderkrankheiten durchgemacht hatte.
Ueber diesen Erlebnissen war der kalte Januar zu Ende gegangen.
11. Kapitel
Geld- und Geigennot.
Seit dem Konzert waren mehrere Tage verstrichen. Herr Pfaeffling hatte
taeglich und mit wachsender Ungeduld auf den verheissenen Abschiedsgruss
des russischen Generals gewartet, dem das Honorar fuer die Stunden
beigelegt sein sollte, aber es kam nichts. So musste die russische
Familie doch wohl ihre Abreise verschoben haben, ja, vielleicht dachte
sie daran, den Winter noch hier zu bleiben und die Musikstunden wieder
aufzunehmen. Immerhin konnte auch ein Brief verloren worden sein. Herr
Pfaeffling wollte sich endlich Gewissheit verschaffen und suchte Herrn
Meier im Zentralhotel auf. Er erfuhr von diesem, dass der General mit
Familie gleich am Morgen nach dem Konzert abgereist sei, zunaechst nach
Berlin, wo er eine Woche verweilen wolle.
Herr Pfaeffling zoegerte einen Augenblick, von dem ausgebliebenen Honorar
zu sprechen, aber der Geschaeftsmann erriet sofort, worum es sich
handelte und sagte: "Der General hat vor seiner Abreise alle
geschaeftlichen Angelegenheiten aufs puenktlichste geregelt und grossm
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