der stillen Volksverehrung als im theologischen Gedaechtnisse
fort. Als Viehmagd diente sie im Tiroler Schlosse Rothenburg im untern
Innthal und hatte die Schweine zu fuettern. Fuer jeden Armen sparte sie
sich eine Schuerze voll Brod und einen Becher Weins auf; wenn aber ein
geiziger Spaeher sie darueber anhielt, verwandelte sich die Gabe in
Hobelscheiten und in Sautraenke. Als sie auf dem Bauernhofe Eben im
Unterinnthal diente, kam dort mit ihr der alte Segen in den gesunknen
Hausstand zurueck; wollte man sie jedoch ueber die Feierabendzeit im Felde
fortarbeiten lassen, so machte sie das Gesinderecht geltend, hob die
Sichel in die Hoehe, liess sie aus und diese blieb in der Luft haengen.
Sie ist die Patronin der Dienstmaegde geworden, wie sie selbst in ihrem
Geburtsdorfe Ameres als Magd gestorben ist. Vor ihren Leichenwagen
spannte man zwei weisse Stiere und liess sie gehen, wohin sie wollten.
Als sie an den brueckenlosen Inn kamen, wich der Fluss zurueck und liess
Wagen und Leichengefolge trocknen Fusses hinueberschreiten. Jenseits auf
dem Ebenberge, wo die Stiere anhielten, begrub man die Jungfrau und
errichtete eine Kapelle ueber dem Grabe, die seit 1434 zur
Wallfahrtskirche vergroessert wurde. Auch ihre ehemalige Magdkammer im
Schlosse Rothenburg ist in eine Kapelle umgebaut worden. Panzer, BS. 2,
no. 62. Als Notburga ins Kraichgau kam, ueberschwamm sie auf einem
schneeweissen Hirschen den Neckar und verbarg sich in einer Hoehle, die
beim wuertemberger Dorfe Hochhausen gezeigt wird. Vom Schlosse Hornberg
her ueberbrachte ihr der Hirsch taeglich das Brod, ans Geweih gespiesst,
und mit seinem Geweih schaufelte er der Sterbenden ihr Grab. Jetzt noch
zeigen die Kraichgauer uebers Feld hin den Weg, welchen das treue Thier
einschlug. Ueber die hl. Rategundis von bair. Wolfratshausen berichtet
Jac. Schmid, Leben hl. Hirten und Bauern (Augsb. 1750) 3, 16, als
Dienstmagd auf dem Schlosse Wellenburg bei Augsburg habe sie Milch und
Butter von ihrer taeglichen Kost sich abgespart und den Aussaetzigen des
naechsten Siechenhauses zugetragen; als der argwoehnische Schlossherr sie
auf dem Wege dahin betraf und untersuchte, verwandelte sich Butter und
Milch in ihrer Schuerze in einen Strehl und in warme Lauge.
Zum Schlosse folgen einige obrigkeitliche Vorschriften und
landwirthschaftliche Regeln, die sich an den 1. September als den
Verenatag knuepften.
Der Verenatag begann den Herbst und war damit ein allgemeiner Zins-,
Frist-
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