die Neugebornen hervorholen
laesst; der Muehlstein, auf dem sie wilde Stroeme befaehrt; die Felskluefte,
Hochalpen und Gletscher, die ihren Namen tragen; die heissen Sprudel,
die sie aus dem Boden stampft und mit dem Finger aus der Rheininsel
hervor bohrt--verkuenden eine urspruengliche Riesenjungfrau, deren roh
angelegte Gestalt spaeter ins Satanische umgeschlagen haben wuerde, haette
die Kirche sie nicht fruehzeitig noch christianisirt. Statt der Heiligen
besaesse man alsdann eine alles versteinernde Hexe; oder statt der
demuethig dienenden Priestermagd nur eine diebische Pfaffenkellnerin, die
der Unterschlagung beschuldigt entspringt, ueber die ganze Breite des
Thales setzt und ihre Fussspur drueben in die Felsenplatte der
jenseitigen Thalwand eindrueckt.
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FUSSNOTEN:
[7] In dieser Herznacher Verenakapelle, und nachmals in dortiger
Pfarrkirche, waren pfarrgenoessisch die Frickthaler Dorfschaften: Ueken,
Zeihen, Denspueren, Ober- und Niederasp, schliesslich auch Haener am
Schwarzwald, ob Laufenburg.
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Vierter Abschnitt.
Verena als Frau Venus.
Das Tannhaeuserlied in aargauischer Version; die Frau Venus-Vrene des
Volksliedes; die Venus-, Feens- und Vrenberge, die Venus- und
Vrenenhaeuser, aus ihrer gegenseitigen Namensvertauschung zurueckgefuehrt
auf den urspruenglichen Mythus.
Nachfolgender Liedtext wurde von einer im vorigen Jahrzehnt verstorbnen
Matrone, der Frau Meyer auf dem Tromsberge, im aargau. Bezirk Baden, auf
dem Siechbette ihrem Arzt Dr. Al. Minnig zu Baden in die Feder diktirt.
Der Text kommt demjenigen am naechsten, welcher einst von Stalder in
Entlebuch gleichfalls nach muendlicher Ueberlieferung aufgeschrieben und
an Lassberg uebergeben wurde, der ihn im Anzeiger 1832, 240
veroeffentlichte. Daraus entnahm ihn Uhland fuer seine Sammlung no. 297 C.,
und nach dieser Fassung sind hier unten alle Einzelverse unseres
Textes besonders bezeichnet, die mit jenem Stalderischen uebereinstimmen.
Was die Literaturgeschichte des Tannhaeuser-Liedes betrifft, die schon
von Uhland begonnen worden, so steht sie seither in Goedekes Deutsche
Dichtung im Mittelalter (1854, S. 580) bis zur Vollstaendigkeit
aufgefuehrt.
Tannhaeuser war ein junges Bluet,
Der wot gross Wunder gschaue,[8]
Gieng auf Frau Vrenelis Berg
Zu selbige schoene Jungfraue.
Wo er auf Frau Vrenelisberg ist cho,
Chlopft er an a
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