n den Verraether
Gysbrecht abgekommen sein, dem sein Schlachtopfer, Graf Floris von
Holland, vergeblich Gertrudenminne zugetrunken hatte. Wolf, Ndl. Sag. S.
699. Den Johannissegen pflegt man heute des Reiseschutzes wegen zu
trinken; mit dem Gertrudensegen aber glaubte man fuer den Fall, dass der
Scheidende von seiner Reise nicht mehr zurueck kehre, sich eine _gute
Herberge_ jenseits zu sichern, da der abgeschiednen Seele ihre erste
Nachtruhe eben bei St. Gertrud angewiesen ist; und darum wurde diese
Heilige aus einer Seelenherrin spaeter eine Patronin der Reisenden. Das
Glas, aus dem man in den Niederlanden ihre Minne trank, hatte die Form
eines Schiffchens (Wolf, Beitr. 2, 108), als Andeutung nicht bloss der
weiteren Reisen, die man in den Niederlanden zu Schiffe machte, sondern
jener weitesten, welche ueber den Todesstrom fuehrt und unsern Ausdruck
Absegeln fuer Sterben zur Folge hat. Von dieser Seelenueberfahrt handelt
Deutscher Glaube und Brauch 1, 173, und dorten ist die redende Stelle
aus einer Einsiedler Handschrift angefuehrt: "wenn die menschen sterbend,
so far die sel durch das wasser." Darum auch zeigte das schon erwaehnte
Strassburger Kirchengemaelde St. Gertrud mit zu Schiffe, und die
Gertrudenlegende (A. SS. sec. II. pag. 465) berichtet, wie die Schiffer
des Klosters Nivelles bei heiterem Wetter einem wundersam grossen
Fahrzeuge begegnen, das sich rasch in ein stuermendes Meerungeheuer
verwandelt und ihnen den Untergang droht, aber sogleich versinkt, als
sie dreimal Gertrudens Hilfe anrufen. Aus solchem schiffaehnlichem
Trinkgeschirre schenkte Gertrud den Schatten den Erinnerungstrank, wie
Freyja und ihre Walkueren den Asen den Meth. Ein Nachklang an dieses in
Walhall ausgeuebte Mundschenkenamt liegt noch in der Gertrudenlegende der
Bollandisten, A. SS. tom. I. ad diem VI. Januarii, wornach eine andere
Gertraud, welche hier nur Venerabilis genannt ist, in ihren juengeren
Jahren Kellnerin in verschiednen Wirthshaeusern Hollands gewesen war; sie
traegt den Beinamen Von Osten, weil sie unter den Zechliedern der
Wirthsgaeste das geistliche Lied "Es taget auf von Osten" gedichtet und
oefters hergesungen hat. Sie war ein Bauernkind aus dem Dorfe Voorburch,
zwischen Delfft und Grafenhaag, trat mit ihren beiden Freundinnen Lielta
und Diewardis, die gleichfalls Dienstmaedchen gewesen, in das Beginenhaus
zu Delfft und starb hier 1358. Bei andern Autoren wird sie abwechselnd
eine Beata und Sancta genannt.
Die in der
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