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und Schweine des Dorfes ihm in den Lorschersee, und zuletzt alle Kinder in den Tannenberg nachgelaufen und bleiben verloren. Dieselbe Sage ist auch in dem bei Paris gelegnen Dorfe Drancyles-Nouis lokalisirt gewesen, wo im J. 1240 der Moench Angionini mit dem Erbieten erschien, den Ort von seinen Ratten und Maeusen zu befreien. Er lockte alle diese Thiere in einen Fluss, wo sie ertranken. Doch da man ihm den versprochnen Lohn vorenthielt, stiess er in ein Horn, worauf sich alle Zuchtthiere des Dorfes, Pferde, Rinder, Schweine und Gaense, um ihn sammelten, mit denen er davon gieng. Nork, Myth. der Volkssag. 392. Die Uebereinstimmung dieser Erzaehlungen lehrt, dass die Maeuse, weil sie Geister sind, nur dem magischen Ton der Pfeife gehorchen und damit hinweggelockt werden. Wie man mit der Bastpfeife im Fruehling den Fruchtkeim in die Pflanze zu blasen meint (Alemann. Kinderl. S. 182); wie der Seefahrer dem Fahrwinde pfeift, so glaubt man, die pfeifende Maus werde durch sanfte Musik angezogen, durch schreiende verjagt. Du singst mir alle Maeuse aus dem Hause, sagt man abmahnend dem zur Unzeit singenden Kinde. Zur Vertreibung der Maeuse bedient man sich folgenden Mittels. Aus dem Hinterfusse einer gefangnen Ratte schneidet man ein Pfeifchen und umgeht damit blasend am Charfreitag das Haus, oder man haengt dem gefangnen Thiere ein Gloeckchen an und laesst es laufen; es springt aus dem Hause und alle uebrigen folgen ihm. Grohmann, Bedeut. d. Maeuse, S. 26. Abergl. aus Boehmen S. 62. 66. Denselben Zweck hatten die Pfeifchen im Schweife der hoelzernen Spielroesschen und die thoenernen, die man an der Stelle des Schwaenzleins in die Erntenudel der gebacknen Maeuschen steckt. Dass damit magisch fortgelockt werden sollte, ergiebt die Umschrift an der grossen Abteiglocke in wuertembergisch Weingaerten; die Glocke wurde 1490 gegossen und ihre Umschrift lautet nach Sauten (Kloster Weingarten, 1857, 48): Osanna heiss ich, den Todten pfeif ich. Es ist daher gewiss ein lautredender Zug der Sage, wenn Bischof Hatto in seinem Thurm zu Bingen von den Maeusen bei lebendigem Leibe gefressen wird, weil er bei einer Hungersnoth die Armen unter dem Vorgeben einer Brodvertheilung in eine Scheune lockte, sie sammt dieser verbrannte und der Sterbenden Geschrei mit den Worten verhoehnte: Hoeret, wie meine Maeuse pfeifen! Hattos Tod im J. 973 und seine Verhasstheit bei den Unterthanen wird nebst der eben beruehrten Sage von Trithemius in der
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