Tannhaeuserlied, und
wurde nach einem zu jenem Feenschlosse angeblich gehoerenden Thiergarten
"das Thiergetlied vom Vrenesberg" genannt. Mittheill. des St. Galler
histor. Vereines, Heft 4, 198. Wie aber kommt die hl. Verena an der
Stelle der Venus in das Tannhaeuserlied und was ist der Sinn dieses
Liedes, wenn ihm die Heilige einverleibt werden konnte? Bereits Grimm
(Myth. 283. 913. 1212) hatte unter dieser doppelnamigen Frau Venus-Vrene
die Goettin Freyja gemuthmasst; seine Ahnung, wird durch die seither
weiter vorgerueckte Sagen- und Sprachforschung bestaetigt.
Die echte Goettersage hiezu ist erhalten in dem eddischen Liede von
Fioelsvinnr und erzaehlt also. Die Goettin Freyja war dem Halbgotte Odhr
vermaehlt und von diesem verlassen worden. Vordem hatte sie wegen ihres
beruehmten Halsgeschmeides die Schmuckfrohe geheissen, Mengloed; nun aber
empfieng sie den neuen Namen die Thraenenschoene, denn um den verlornen
Gemahl durchsuchte sie alle Laender und weinte ihm goldne Thraenen nach.
Sie mied der Maenner Gemeinschaft; erbaute sich auf einer Waldhoehe eine
Halle, ueber deren Schutzwehren Niemand einzudringen vermochte, und lebte
hier mit heilkundigen Maedchen eintraechtig zusammen. "Hilfeberg heisst
die Hoehe, wo sie wohnen, allen Lahmen und Siechen Hilfe schaffend; keine
Krankheit ist, die sie nicht zu wenden wuessten." Da kehrte der die Welt
durchreisende Odhr nachmals wieder zurueck und sprach zum Waechter des
Berges: "Reiss auf die Thuere, Waechter! auf kalten Wegen komm ich her,
die Schicksalsschwestern sind an meiner langen Saeumniss schuld, doch geh
und frag erst Mengloed, ob sie mich noch liebt?" Da emfieng sie den
Langersehnten mit Kuessen und sagte: "Lang sass ich auf dem Berge, Tag
und Nacht nach dir blickend, endlich hat sich mein Sehnen erfuellt; mein
lieber Freund ist gekommen, nun sind wir beide froehlich!" Die
Verwandtschaftszuege zwischen diesem Mythus und dem Tannhaeuserliede sind
einstweilen folgende. Odhr-Tannhaeuser wandert aus dein Waldberge der
Freyja-Vrene weit in die Welt fort bis nach Rom, kehrt aber, weil bei
allen Menschen verkannt und verstossen, wieder heim, wo inzwischen die
verlassne Geliebte mit ihrer Jungfrauenschaar den Orden heilkundiger,
hilfreicher Schwestern gestiftet hat, und pocht am Thore. Der Waechter
(der getreue Eckart) erkennt seinen Herrn und fuehrt ihn in den Berg.
Draussen laesst er den duerren Wanderstab liegen, der sogleich an zu
gruenen faengt; drinnen ruht er am Ste
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