. Wird nun hier nach
alter Gepflogenheit alljaehrlich im Fruehling der Gemeindebann von Jung
und Alt umschritten, so duerfen bei diesem Maennergeschaefte die Maedchen
allein sich nicht mit anschliessen, sie sollen vielmehr die Krapfen fuer
die Heimkehrenden indess fertig backen. Alsdann aber brechen sie sich
Feldblumen und flechten in die Wette Kraenze daraus ins Haar, die
gleichfalls Schaeppeli heissen, tragen diese zur Dorfkapelle und
ueberhaengen damit die Horizontalstaebe des Eisengitters, hinter welchem
Verenas Muehlstein geborgen liegt. Der Heiligen Schnitzbild, drei Fuss
hoch und bemalt, steht auf diesem Stein. Zum Schlusse erscheint der
Sigrist, setzt den schoensten der geopferten Kraenze der Heiligen aufs
Haupt und schmueckt mit den uebrigen den Grundstein.
Unter den wenigen Reliquien Verenas, von denen man ueberhaupt Kunde hat,
ist es gerade ihr Guertel, der sie als eine die Ehen und Geburten
beschirmende Heilige aufs deutlichste bezeichnet. Dieser war in dem
ehemaligen schwaebischen Reichsstifte Roth verwahrt, einem mit regulirten
Chorherrn besetzt gewesnen Gotteshause. Die Frage, wie er aus dem
entlegnen Zurzach bis dahin kommen konnte, beantwortet sich aus der
Groesse und Ausdehnung des ehemaligen Bisthums Konstanz, das wirklich bis
ueber den Neckar bei Marbach reichte. Dieser Guertel, schreibt Richter
(Sigprangender Triumphwagen Verenae, Augsburg 1736, pg. 42 und 81), wird
nach allgemeinem Brauche den Frauen bei schweren Geburten gebracht. Des
roemischen Kaisers Rudolf Sohn, Herzog Johannes, Landgraf in Elsass, ist
so durch Verenas vielvermoegenden Beistand zur Welt geboren worden.
Hier folgt eine Reihe von Heilquellen, die im Aargau und dessen
Nachbarlandschaften unter Verenas Namen altverehrt sind.
Der Fussweg vom Rheinflecken Zurzach in das Staedtchen Klingnau an der
Aare fuehrt ueber den Achenberg. Auf der Hochebene dieses betraechtlichen
Bergzuges steht umgeben von tiefen Waldungen ein Bauernhof mit alter
Wirthschaftsgerechtsame, benachbart eine durch den Bischof Sigismund von
Konstanz 1062 eingeweihte Kapelle sammt Wallfahrt zur Schmerzhaften
Mutter Gottes. Jeden Samstag wird hier Messe gelesen, im Monat Mai eine
Feldprozession und ein Jahrmarkt abgehalten. Die guenstige Jahreszeit,
des Berges wilde Schoenheit mit seiner erstaunlichen Fernsicht ins Hegau
und Klettgau hinueber, die Wunderthaetigkeit des Ortes und der den
andaechtigen Besuchern gewaehrte paepstliche Ablass fuehrt alsdann
zahlreich
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