bzeichen. Denn dann wird
sie wieder ein "alt heidnisch Wassergoetzli", wie der Berner H.R. Grimm
(Schweizer Chronica 1786, 249) sie bezeichnend genannt hat, und schon
die rohe Haerte, mit der sie unglaeubigen Missethaetern die Strafe zumisst,
laesst ihr und ihrer Legende hohes Alter erkennen. Als jener Knecht des
Zurzacher Priesters sie faelschlich der Veruntreuung im Haushalte
anklagt, muss nicht bloss er sogleich erblinden und zeitlebens vom
fallenden Weh geplagt sein, sondern auch keins seiner Blutsverwandten
stirbt hin ohne Siechthum, Laehmung, Blindheit und Tobsucht. Dafuer, dass
ein Weib eigensinnig am Verenentag daheim bleibt und spinnt, waehrend
Alles sich in die Kirche begiebt, wird sie von den Rueckkehrenden im
fallenden Weh gefunden, die Kunkel noch in den Haenden festgeklammert;
ebenso wuchs einem Manne, der am Festtage im Walde holzte, die Axt in
der erstarrten Hand fest. Gleichfuerchterlich bestraft sie den Bauern,
der an ihrem Kirchenfest sein Heu auf der Wiese schobert, und so noch
Aehnliches. Dieses Uebermass barbarischer und leidenschaftlich
dreingreifender Koerperstaerke herscht besonders in den mehrfach von
Verena handelnden Gebirgssagen vor, wie solche sich in den deutschen und
rhaetischen Alpen finden. Sie traegt in Buenden, Engadin und an der
bairisch-tirolischen Grenze den Namen _Verein_, gebildet wie die
rhaetischen Ortsnamen Madulein (Bez. Zutz, im Oberengadin, urkdl. 1139
Madulene), oder wie Luzein und Valzein im Praetigau (urkdl. Valzena).
Eine solche Verein-Alpe liegt bei altbair. Mittenwald (Steub, Herbsttage
in Tirol, S. 251), eine andere an der weitlaeufigen Eiswueste des
Selvretta. Hier hat die "Fremd-Vereina" ihre zwei besondern
Hoehlenwohnungen in der Col die Balma und Baretto-Balma. Die letztere ist
stets reingekehrt, wie ausgeblasen, und duldet auch kein bischen Laub,
Holz oder Stein in sich; es laesst nichts drinnen, sagen die Hirten und
staunen das Geheimniss an (Tscharner, Statist. v. Buenden 1, 140. 258.
Buendner VolksBl. 1832, 214). Am namhaftesten aber ist das bekannte
Vrenelisgaertli, jenes weithin durch die Schweiz schimmernde Firnfeld des
Glaernisch, 9,353 Fuss ueber Meer, das sich wegen der angeblichen
Ausschweifungen des Sennenvolkes aus bluehenden Matten in ewige Gletscher
verwandelt hat.
Nachfolgende eigenthuemliche Sage hierueber beruht auf der schriftl.
Mittheilung, die wir dem Hn. Heinr. Gessner, Lehrer in zuerch. Lunnern,
zu verdanken haben. Bei letztgenanntem Orte
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