pt. 1709 aus der Oswaldskirche der Stadt in Prozession zur Kapelle
hinausgetragen "unter dem Knallen der Moerser und Doppelhaken".
Zahlreiche Votivtafeln an den Kapellenwaenden verkuendigen des Ortes
Wunderthaetigkeit. Unweit des Kirchenportals stand bis zum Jahre 1810 das
St. Verenabruenneli, der Brunnenstock geschmueckt mit der Figur der
Heiligen, allein die Brunnenleitung scheint von einem benachbarten
Hofbesitzer abgegraben worden zu sein. Gleichwohl haben damit die
Wallfahrten zur Kapelle nicht aufgehoert, wie der Zugerkalender vom J.
1858, welchem diese Angaben entnommen sind, ausdruecklich berichtet:
"Bist du krank und die Guetterli (Arzneiglaeschen) des Doktors wollen
nicht anschlagen, so muss ich dir sagen, dass in dieser Kapelle wirksam
zu beten ist, besonders am Verenentage selbst. Da hast du alljaehrlich
Gelegenheit in einer Festpredigt das Lob der Heiligen zu hoeren. Auch
wird dir den Sommer hindurch so ein kuehler Spaziergang in der Fruehe
ueberaus gut thun. Du bekommst dadurch Appetit und findest Staerkung fuer
deine schwache Leber im nahen Roethelberg, sofern dir Verena nicht eins
aus ihrem Krueglein einzuschenken geruht."
Die dreierlei Statuen, die der hl. Verena in Zurzach, Baden und Herznach
errichtet stehen, stammen aus alter Zeit, sind zu kirchlichen Ehren
gesetzt und haben uebereinstimmend die gleichen Attribute: die Heilige
traegt in der einen Hand die Krause, d.i. ein langhalsiges Weinkrueglein,
in der andern haelt sie einen zweireihigen Haarkamm. Das Schnitzbild auf
dem Kapellenaltare zu Herznach im Frickthal[7] hat in der Rechten statt
des Kruegleins zwar den langen Brodkipf, doch gleich daneben, auf der
Fluegelthuere dieses Altars angemalt, ist dasselbe Bildniss wiederholt,
hier aber mit Kamm und Krug. Dasselbe Abzeichen ist auch in Blunschi's
Zugerkalender noch vom J. 1823 zu sehen, der fuer das nichtlesende
Landvolk bestimmt gewesen war und statt der Heiligennamen deren Figuren
oder Symbole in kleinen Holzschnitten giebt. Hier ist unterm 1.
September eine aufrecht stehende Katze zu sehen, die in den Vorderpfoten
den langgezahnten zweireihigen Haarkamm haelt und zu Fuessen ein
geschnaebeltes Giesskaennlein stehen hat. Aus diesen beiden Attributen
Verenas hat die aeltere Legende auf eine opferwillige menschenfreundliche
Jungfrau geschlossen die ihr Leben der Pflege Anderer so weit widmete,
dass sie sogar den Schmuz der verlassenen Armuth nicht scheute. Daher
hebt das von uns S. 108 ff. mitgeth
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