bei den heidnischen
Gallas in grosser Verehrung. Oft hainartig gruppirt ragen die Sykomoren mit
maechtigem Laubdach ueber ihre Umgebung hervor. Rueppell sah ein Exemplar,
dessen Stamm einen Durchmesser von dreizehn Fuss hatte. Andere Exemplare
von vielleicht tausendjaehrigem Alter und einer Groesse, dass eine ganze
Reisegesellschaft mit Thieren, Zelten und Gepaeck in ihrem Schatten bequem
ruhen koennen, sind gerade keine Seltenheit. Neben ihnen sieht man
Sykomoren, die, eine ganze Welt fuer sich bildend, so von
Schmarotzerpflanzen ueberdeckt sind, dass man nur Waende von diesen, selten
aber ein Stueckchen Stamm erblicken kann; so wandeln die Schlinger die von
ihnen in Besitz genommenen Baeume in Lauben um, welche der Kunst jedes
Gaertners zu spotten scheinen.
Die Botaniker haben gezeigt, dass _kryptogamische Pflanzen_ in vielen ihrer
Unterabtheilungen ueber die ganze Erde mit denselben Arten vertreten sind.
Unter gleichen Umstaenden bedeckt dieselbe Flechte die Felsen in Europa wie
in Abessinien, und derselbe Schwamm ist dort wie hier auf den Baumrinden
zu entdecken. Auch in den heisseren, tiefer gelegenen Gegenden wundert man
sich, dass selbst die oedesten, aermsten Stellen des Gebirges begruent und
belebt sind; man begreift kaum, wie in dieser Sonnenglut, ungeachtet der
Regen, eine ziemlich reichhaltige Flechtenwelt sich auf den Gesteinen
festsetzen kann. Jede parasitische Pflanze wird von den Abessiniern mit
einer Art von Misstrauen betrachtet, namentlich die Gefaess-Kryptogamen,
welche den Zauberern ihre hauptsaechlichen Wundermittel liefern. Doch Pilze
und Boviste werden fuer giftig angesehen und gemieden. Wo das Klima sehr
feucht ist, erscheint der Schimmel, bekanntlich auch eine kryptogamische
Pflanze, als eine wahre Landplage, die grosse Zerstoerungen unter den
Vorraethen anrichtet. Der Feuerschwamm, die phantastisch gleich Gewinden
von den Baeumen herabhaengende Bartflechte (_Parmelia_) sind in Abessinien
haeufig; selten dagegen die Moose. Unter den _Farrnkraeutern_ finden wir
allerdings keine baumartigen, aber viele Gattungen, wie Aspidium,
Polypodium, Asplenium, Adiantum, Scolopendrium, Ophioglossum und Pteris,
die auch in Deutschland ihre Vertreter haben.
Die _Woina-Deka_ oder vermittelnde Region, die von 5500 bis 7500 Fuss
hinaufreicht, fuehrt ihren Namen nach dem Weinstock. In ihr gedeihen die
hauptsaechlichsten Kulturpflanzen, die in einem besondern Abschnitte
besprochen werden sollen. Die _Weinrebe_ an
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