welches nie hell ist und einen unangenehmen
Vegetationsgeschmack hat. Diese Verschiedenheit in der Beschaffenheit des
Wassers ist ein unterscheidendes Merkmal der beiden Fluesse; der eine, der
Blaue Nil, ist ein reissender Gebirgsstrom, der mit grosser Schnelligkeit
steigt und faellt; der andere entspringt im Mwutan Nzige und fliesst durch
ungeheure Marschen. Der Lauf des Blauen Nil geht durch fruchtbaren Boden;
er erleidet daher nur einen geringen Verlust durch Absorption, und waehrend
der starken Regen liefern seine Wasser einen maechtigen Beitrag erdigen
Stoffs von rother Farbe zu dem allgemein befruchtenden Niederschlag des
Nil in Unteraegypten.
[Illustration: Charakter des Hochgebirges Awirr in Semien. Nach
Originalzeichnung von E. Zander.]
Der _Atbara_ entspringt ganz nahe am Nordrande des Tanasees in Dembea und
ist, obgleich in der Regenzeit ein so bedeutender Strom, doch mehrere
Monate des Jahres hindurch vollkommen trocken oder auf wenige Pfuetzen
beschraenkt, in welche sich Krokodile, Fische, Schildkroeten und Flusspferde
zusammendraengen, bis sie der Beginn der Regenzeit wieder in Freiheit
setzt, indem eine frische Wassermasse dem Flusse zustroemt. Die Regenzeit
beginnt in Abessinien im Juni; von da an bis zur Mitte des September sind
die Gewitter furchtbar; jede Schlucht wird ein tobender Giessbach; Baeume
werden von den ueber ihre Ufer geschwollenen Bergstroemen entwurzelt, der
Atbara wird ein ungeheurer Fluss, der mit einer alles ueberwaeltigenden
Stroemung den ganzen Ablauf von fuenf grossen Fluessen (des Takazzie, Salam,
Dinder und Angrab nebst seiner eigenen urspruenglichen Wassermasse)
herabbringt. Seine Fluten sind getruebt vom Erdreich, das von den
fruchtbarsten Laendereien weit von seinem Vereinigungspunkte mit dem Nil
abgewaschen wurde. Massen von Treibholz nebst grossen Baeumen und haeufig die
Leichen von Elephanten und Bueffeln werden von seinen schlammigen Wassern
in wilder Verwirrung fortgeschleudert und bringen den an seinen Ufern
wohnenden Arabern eine reiche Ernte an Brenn- und Nutzholz.
Der Blaue Nil und der Atbara, die fast den ganzen Wasserabfluss Abessiniens
aufnehmen, ergiessen ihre Hochwasser in der Mitte des Juni gleichzeitig in
den Hauptnil. In dieser Zeit hat auch der Weisse Nil einen betraechtlich
hohen, obwol nicht seinen hoechsten Stand, und der ploetzliche Wassersturz,
der von Abessinien in den Hauptkanal herabkommt, welcher schon durch den
Weissen Nil auf einen bedeuten
|