Lava, welche die Gewaesser waehrend der Regenzeit von den vulkanischen Hoehen
abspuelen, eine wagerechte Bodenflaeche an vielen Stellen seiner Ufer
gebildet und so nach und nach seinen Umkreis verengt. In einer mehr als 60
Fuss tiefen Felsschlucht, deren senkrecht abstuerzende Seitenwaende an
mehreren Stellen kaum zwei Klaftern weit voneinander entfernt sind,
rauscht der Nil in einer ununterbrochenen Reihe von Kaskaden aus dem See
hervor. Waehrend der Regenzeit ist nicht allein dieser ganze Felsenspalt
mit Wasser ausgefuellt, sondern der Strom ueberflutet dann auch eine
betraechtliche Strecke des suedlichen Ufers, welche mit stark abgeschwemmten
vulkanischen Geroellen von kolossaler Groesse bedeckt ist. Hier woelbt sich
ueber ihn die _Bruecke von Deldei_, welche aus acht Bogen besteht, die alle
untereinander von ungleicher Groesse sind und von denen der noerdlichste,
ueber die Felsenschlucht selbst gesprengte und somit allein immer vom Strom
durchflossene, bei weitem der groesste von allen ist. Die Laenge der Bruecke
betraegt neunzig Schritt und ihre Breite fuenfzehn Fuss. Sie bildet in ihrer
Laengenerstreckung keine gerade Linie, indem sie an den drei noerdlichen
Bogen sich etwas nach Westen wendet. Die Woelbung der Bogen ist aus kleinen
behauenen Sandsteinen erbaut, das Uebrige aber aus Lavafels. In der Mitte
der Bruecke befindet sich eine Quermauer mit einem Thore und an ihrem
Nordende ist eine Art von Vertheidigungsthurm, der aber jetzt in Truemmern
liegt. Von hier aus umfliesst der Blaue Nil in spiralfoermigem Laufe, sich
den Grenzen Schoa's naehernd, Godscham und Damot und nimmt erst in Fasogl
und den Ebenen von Sennar nordwestlichen Lauf an, welchen er beibehaelt bis
zu seiner Vereinigung mit dem Weissen Nil bei Chartum. Der Abai erhaelt noch
reichliche Zufluesse von Osten und Sueden her, namentlich den _Beschlo_ und
die _Dschama_, und endlich in Sennar den Dinder und Rahad, welche den
westlichen Rand von Abessinien zum Quellgebiet haben. Der Blaue Nil ist
waehrend der trockenen Jahreszeit so klein, dass er nicht Wasser genug fuer
kleinere Fahrzeuge hat, die mit dem Transporte von Produkten von Sennar
nach Chartum beschaeftigt sind. In dieser Zeit ist das Wasser schoen hell,
und da es den wolkenlosen Himmel reflektirt, hat seine Farbe zu dem
wohlbekannten Namen Bahr el Asrek oder Blauer Fluss Anlass gegeben. Es giebt
kein koestlicheres Wasser als das des Blauen Nil; es sticht ganz ab gegen
das des Weissen Flusses,
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