hnlich; in der Regenzeit ueberfluten sie
das ganze Flachland. Da, wo die Fluesse das Flachland verlassen, bilden sie
meistens Katarakte von bedeutender Hoehe, und in solchen Wasserfaellen und
Stromschnellen senkt sich ihr Bett auf eine Strecke von wenigen Meilen um
mehrere tausend Fuss.
Praechtig hat vor allen andern Werner Munzinger dieses Anschwellen der
abessinischen Stroeme geschildert. Er fuehrt uns in die tiefe Thalschlucht,
in der es fast den ganzen Tag ueber dunkel ist, denn nur wenige
Mittagsstunden dringt die Sonne in die schauerliche Tiefe. "Hier wird
selbst der Vogel scheu und stumm und die am spaerlichen Wasser sich labende
Gazelle lauscht aengstlich auf bei jedem Geraeusch in der fluchtwehrenden
Enge. Da ist fast ewige Stille, nur unterbrochen von dem Murmeln des sich
ins Freie draengenden Baches, selten gestoert von dem Geheul der an den
jaehen Abgrund sich klammernden Affen.
"Weh dem, der hier weilt in der Regenzeit! Von langer Fahrt muede bettet
sich der Wanderer in dem Thal. Er ist von der Hitze so erschoepft, selbst
diese finstern Gruende laden ihn zur Ruhe. Im heissesten Mittag wiegt er
sich in suesse Traeume; seiner harret das freundliche Heim - da droehnt es
dumpf im Hochgebirge; ein Schuss, ein zweiter, dann der schreckliche, den
ganzen Himmel durchrasende Donner.
"Doch fuerchtet er noch nichts, das Gewitter ist ja so fern. Er weilt und
traeumt, er sei schon bei den Lieben. Da erhebt sich von oben ein Rauschen,
wie wenn der Wind durch die Blaetter fuehre. Es wird lauter, gewaltiger, es
zischt, es prasselt, es toset, es bruellt, als wenn die boesen Geister
anfuehren - nun naht es, mauergleich, sich schaeumend und ueberstuerzend - _es
ist der Waldstrom_. Der Bach, vom Regen angeschwollen, ist ein maechtiger
Strom geworden, doch seines kurzen Lebens gedenk stuerzt er wild und feurig
in das Thal hinab. Die tiefgewurzelten Sykomoren sinken unter seiner Wucht
und die grasige Ebene wird von Schutt ueberrollt; das Wasser fuellt das
ganze Thal und langt hoch an die Felsen hinauf. Wehe dir, du armer Mann!
Wo solltest du hin entfliehen? Hast du die Fluegel des Adlers, hast du die
Krallen des Affen, der ueber dir schwebend deiner Noth hoehnt? Bist du im
Bunde mit den Geistern, dass sie dich forttruegen? Hier ist sie nicht dein
Knecht die Natur, sie ist dein dich vernichtender Feind. Es sind wenige
Jahre her, dass ein ganzes Zeltlager, in einem breiten, trockenen
Strombette gelagert, die Beduinen mit ihren
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