) zuerst
Erwaehnung thut und also sich ausdrueckt: ecclesia Sancte Verene in
Zvrcach, in qua preciosus thesaurus corporis et reliquiarum gloriose
virginis Sancte Verene desiderabiliter requiescit. Hier wird sie vorfrueh
eine Heilige genannt, waehrend sie 1290, als ihr der Zuercher Scholasticus
Berthold in der Konstanzer Johanniskirche einen Altar stiftet, erst nur
eine _selige_ Jungfrau heisst. Neugart, Episc. Const. 2, 666. Von noch
andern wunderthaetigen Reliquien Verenas, die ausserhalb der Schweiz
kirchlich aufbewahrt sind, wird in den folgenden Abschnitten an
geeigneter Stelle die Rede sein. Ein zu Zurzach verloren gegangenes
ferneres Alterthum ist Verenas Fingerring. Jener Priester, in dessen
Hause sie als Magd dient, hat ihr einen goldnen gesteinten Fingerring
anvertraut. Diesen stiehlt ein Boesewicht, wirft, da der Priester darnach
forscht, aus Angst das Kleinod in den Rhein und zeiht die Magd der
Untreue. Da ueberbringen zwei Fischer einen Salmen, in dessen Magen sich
der Ring wieder findet. Diese vielen Voelkern ohnedies gemeinsame Sage
erinnert hier jeden Leser an Polykrates von Samos, dessen vorsaetzlich
ins Meer geschleuderter Ring gleichfalls im Bauche des Tafelfisches
wieder zum Vorschein kommt. Allein in der samischen Sage wird er
wettweise weggeworfen, um dadurch zu erweisen, wie das damit
leichtsinnig verschleuderte Glueck nur um so gehaeufter zum Glueckskinde
zurueckkehren muesse. Ein tieferer Sinn dagegen wohnt in der Verenasage.
Die arme Dienstmagd ist durch einen misstrauischen Priester und durch
die Tuecke eines Schalks in ihrem guten Rufe beeintraechtigt; waffenlos
steht das Aschenbroedel dem sie vernichtenden Geruechte ausgesetzt. Damit
trifft man eben auf den Lieblingszug der deutschen Sage: die Unschuld
wird eine Zeit lang dem aeussern Elende preisgegeben, um dadurch
schliesslich in ein um so hoeheres Licht empor gerueckt zu werden;
schweigende Frauendemuth erweist sich am Ende staerker als die
arglistigste Bosheit.
Durch das bisher Vorgetragene ist nachfolgendes Ergebniss gewonnen. Die
Alemannin Verena ist durch die romanische Kirchenlegende dem
Heiligenkreis der fremdlaendischen Thebaeer zugesellt worden. Ueber ihrem
ersten Grabe erbaute man dem hl. Moritz und seinen Legionaeren die
Kapelle zur Aufburg, ueber ihrer spaeteren Gruft die der Maria geweihte
Stiftskirche mit den Altaeren der Thebaeer. Ihre Reliquien sogar werden
mit denjenigen der 11,000 Jungfrauen verschwistert, nur vereinbart
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