ohle.[Nachtrag 2] Waehrend man Sarg und Inhalt ins Feuer
warf, wurden zwei dieser Kugeln durch einen Knaben aus der Flamme
gezogen und nachher von der Frau Rechburgerin dem Landvogt nach Baden
ueberbracht. Von den vier Reliquienbehaeltern blieben unversehrt ein
kleines vergoldetes Saerglein, ein grosses und der Roehrknochen eines
Armes; diese drei Stuecke wurden nachmals den Chorherren wieder
zugestellt und sind noch heutigen Tages zu Zurzach, der Roehrknochen wird
seitdem fuer Verenas Arm gehalten. Vom Haupte der Heiligen fand sich
nichts vor. Zwar wird von katholischer Seite behauptet, der damals
fluechtig gegangene, Apostat Stiftscustos Prugker habe Haupt und Arm
Verenas mit sich nach Luzern genommen, und beides sei dem Stifte
nachmals wieder zugestellt worden; besonders der damalige Libellist Joh.
Salat zu Luzern giebt vor: "1532 kam sant Vrenen Helltum und anderes, so
gefloekt worden, wider gen Zurzach." Allein in eben diesem Jahre beklagen
sich die dortigen Stiftsherren bei der Tagsatzung ueber die erlittene
Beraubung, deren Schaden an blossem Kirchengeraethe mindestens 5,152 Gld.
betrage, und das mit eingereichte Verzeichniss der verlornen Gegenstaende
schliesst mit der Betheuerung: "das hochwuerdig Helthum St. Vrenen mag
mit keim gut bezalt werden, _dess wir beroubt sin worden_." Huber l.c.
93. Unverwuestet waren allein geblieben: "Eine kupferne Hand, ist
verguelt, mit St. Verena strel; an St. Verena Bild ein beschlagen
Guerteli; Silber von St. Verena koepfli (d.i. Stauf)". Von dem Haupte der
Patronin hatte das Stift Jahrhunderte lang nur eine kleine Partikel
besessen, welche in der vorhin erwaehnten Lateinurkunde von 1347
doppelsinnig genannt wird: caput, auro et lapidibus pretiose decoratum,
also eben dasselbe Bruchstueck, welches der Stiftspropst Joh. Huber 1869
eine kleine "koestlich eingefasste Partikel" nennt, l.c. 131. Da erscholl
im J. 1657 die Kunde, das ganze Haupt liege verwahrt im tiroler
Damenstifte zu Hall. Auf die gestellte Anfrage, wie dasselbe dorthin
gekommen, antwortete das Haller Pfarramt, dies koenne man bei so
vielerlei Heilthuemern in specie nicht eigentlich wissen. Durch
Vermittlung eines Jesuiten wurde es gegen andere Reliquien ausgetauscht
und 1658 feierlich in die Zurzacher Stiftskirche uebertragen, wobei jener
Jesuitenpater die Festpredigt hielt. Huber l.c. 131.
Dies ist die Geschichte von den Verena-Reliquien, von welchen die
Urkunde vom 1. April 1294 (Kopp, Eidgenoess. Buende 3, 279
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