schon Naevius
und Plautus vor ihm geschoepft hatten. Also, um dergleichen Verleumdungen
bei seinem "Heautontimorumenos" vorzubauen, was war natuerlicher, als dass
er den Aedilen das griechische Original vorgezeigt und sie wegen des
Inhalts unterrichtet hatte? Ja, die Aedilen konnten das leicht selbst von
ihm gefodert haben. Und darauf geht das
Novam esse ostendi, et quae esset.
[6] Tusc. Quaest., lib. III. c. 27.
----Fussnote
Neunundachtzigstes Stueck
Den 8. Maerz 1768
Zuerst muss ich anmerken, dass Diderot seine Assertion ohne allen Beweis
gelassen hat. Er muss sie fuer eine Wahrheit angesehen haben, die kein
Mensch in Zweifel ziehen werde, noch koenne; die man nur denken duerfe, um
ihren Grund zugleich mitzudenken. Und sollte er den wohl gar in den
wahren Namen der tragischen Personen gefunden haben? Weil diese Achilles
und Alexander und Cato und Augustus heissen und Achilles, Alexander, Cato,
Augustus wirkliche einzelne Personen gewesen sind: sollte er wohl daraus
geschlossen haben, dass sonach alles, was der Dichter in der Tragoedie sie
sprechen und handeln laesst, auch nur diesen einzeln so genannten Personen,
und keinem in der Welt zugleich mit, muesse zukommen koennen? Fast scheint
es so. Aber diesen Irrtum hatte Aristoteles schon vor zweitausend Jahren
widerlegt und auf die ihr entgegenstehende Wahrheit den wesentlichen
Unterschied zwischen der Geschichte und Poesie, sowie den groessern Nutzen
der letztern vor der ersten gegruendet. Auch hat er es auf eine so
einleuchtende Art getan, dass ich nur seine Worte anfuehren darf, um keine
geringe Verwunderung zu erwecken, wie in einer so offenbaren Sache ein
Diderot nicht gleicher Meinung mit ihm sein koenne.
"Aus diesen also", sagt Aristoteles,[1] nachdem er die wesentlichen
Eigenschaften der poetischen Fabel festgesetzt, "aus diesen also erhellet
klar, dass des Dichters Werk nicht ist, zu erzaehlen, was geschehen,
sondern zu erzaehlen, von welcher Beschaffenheit das Geschehene und was
nach der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit dabei moeglich gewesen.
Denn Geschichtschreiber und Dichter unterscheiden sich nicht durch die
gebundene oder ungebundene Rede: indem man die Buecher des Herodotus in
gebundene Rede bringen kann und sie darum doch nichts weniger in
gebundener Rede eine Geschichte sein werden, als sie es in ungebundener
waren. Sondern darin unterscheiden sie sich, dass jener erzaehlet, was
geschehen; dieser aber, von welcher Beschaffenhei
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