kzugeben, ist es auch, die
ihn zum Schweigen bringt; und doch kann Micio nicht verlangen, dass sie
alle vaeterliche Empfindungen bei ihm unterdruecken soll. Es muss den Micio
zwar verdriessen, dass Demea auch in der Folge nicht aufhoert, ihm immer die
naemlichen Vorwuerfe zu machen: aber er kann es dem Vater doch auch nicht
verdenken, wenn er seinen Sohn nicht gaenzlich will verderben lassen.
Kurz, der Demea des Terenz ist ein Mann, der fuer das Wohl dessen besorgt
ist, fuer den ihm die Natur zu sorgen aufgab; er tut es zwar auf die
unrechte Weise, aber die Weise macht den Grund nicht schlimmer. Der Demea
unsers Verfassers hingegen ist ein beschwerlicher Zaenker, der sich aus
Verwandtschaft zu allen Grobheiten berechtiget glaubt, die Micio auf
keine Weise an dem blossen Bruder dulden muesste.
Achtundneunzigstes Stueck
Den 8. April 1768
Ebenso schielend und falsch wird, durch Aufhebung der doppelten
Bruederschaft, auch das Verhaeltnis der beiden jungen Leute. Ich verdenke
es dem deutschen Aeschinus, dass er[1] "vielmals an den Torheiten des
Ktesipho Anteil nehmen zu muessen geglaubt, um ihn, als seinen Vetter, der
Gefahr und oeffentlichen Schande zu entreissen". Was Vetter? Und schickt es
sich wohl fuer den leiblichen Vater, ihm darauf zu antworten: "Ich billige
deine hierbei bezeugte Sorgfalt und Vorsicht; ich verwehre dir es auch
inskuenftige nicht?" Was verwehrt der Vater dem Sohne nicht? An den
Torheiten eines ungezogenen Vetters Anteil zu nehmen? Wahrlich, das
sollte er ihm verwehren. "Suche deinen Vetter", muesste er ihm hoechstens
sagen, "soviel moeglich von Torheiten abzuhalten: wenn du aber findest,
dass er durchaus darauf besteht, so entziehe dich ihm; denn dein guter
Name muss dir wertet sein, als seiner."
Nur dem leiblichen Bruder verzeihen wir, hierin weiter zu gehen. Nur an
leiblichen Bruedern kann es uns freuen, wenn einer von dem andern ruehmet:
--Illius opera nunc vivo! Festivum caput,
Qui omnia sibi post putarit esse prae meo commodo:
Maledicta, famam, meum amorem et peccatum in se transtulit.
Denn der bruederlichen Liebe wollen wir von der Klugheit keine Grenzen
gesetzt wissen. Zwar ist es wahr, dass unser Verfasser seinem Aeschinus
die Torheit ueberhaupt zu ersparen gewusst hat, die der Aeschinus des
Terenz fuer seinen Bruder begehet. Eine gewaltsame Entfuehrung hat er in
eine kleine Schlaegerei verwandelt, an welcher sein wohlgezogner Juengling
weiter keinen Teil hat, als
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