r und Tag, einige gute Leute hier den Einfall bekamen, einen
Versuch zu machen, ob nicht fuer das deutsche Theater sich etwas mehr tun
lasse, als unter der Verwaltung eines sogenannten Prinzipals geschehen
koenne: so weiss ich nicht, wie man auf mich dabei fiel und sich traeumen
liess, dass ich bei diesem Unternehmen wohl nuetzlich sein koennte?--Ich
stand eben am Markte und war muessig; niemand wollte mich dingen: ohne
Zweifel, weil mich niemand zu brauchen wusste; bis gerade auf diese
Freunde!--Noch sind mir in meinem Leben alle Beschaeftigungen sehr
gleichgueltig gewesen: ich habe mich nie zu einer gedrungen oder nur
erboten; aber auch die geringfuegigste nicht von der Hand gewiesen, zu der
ich mich aus einer Art von Praedilektion erlesen zu sein glauben konnte.
Ob ich zur Aufnahme des hiesigen Theaters konkurrieren wolle? darauf war
also leicht geantwortet. Alle Bedenklichkeiten waren nur die: ob ich es
koenne? und wie ich es am besten koenne?
Ich bin weder Schauspieler noch Dichter.
Man erweiset mir zwar manchmal die Ehre, mich fuer den letztern zu
erkennen. Aber nur, weil man mich verkennt. Aus einigen dramatischen
Versuchen, die ich gewagt habe, sollte man nicht so freigebig folgern.
Nicht jeder, der den Pinsel in die Hand nimmt und Farben verquistet, ist
ein Maler. Die aeltesten von jenen Versuchen sind in den Jahren
hingeschrieben, in welchen man Lust und Leichtigkeit so gern fuer Genie
haelt. Was in den neuerern Ertraegliches ist, davon bin ich mir sehr
bewusst, dass ich es einzig und allein der Kritik zu verdanken habe. Ich
fuehle die lebendige Quelle nicht in mir, die durch eigene Kraft sich
emporarbeitet, durch eigene Kraft in so reichen, so frischen, so reinen
Strahlen aufschiesst: ich muss alles durch Druckwerk und Roehren aus mir
heraufpressen. Ich wuerde so arm, so kalt, so kurzsichtig sein, wenn ich
nicht einigermassen gelernt haette, fremde Schaetze bescheiden zu borgen, an
fremdem Feuer mich zu waermen und durch die Glaeser der Kunst mein Auge zu
staerken. Ich bin daher immer beschaemt oder verdruesslich geworden, wenn ich
zum Nachteil der Kritik etwas las oder hoerte. Sie soll das Genie
ersticken: und ich schmeichelte mir, etwas von ihr zu erhalten, was dem
Genie sehr nahe koemmt. Ich bin ein Lahmer, den eine Schmaehschrift auf die
Kruecke unmoeglich erbauen kann.
Doch freilich; wie die Kruecke dem Lahmen wohl hilft, sich von einem Orte
zum andern zu bewegen, aber ihn nicht zum Laeufer machen
|