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aufgefuehret worden!
Ich war schon willens, das Blatt selbst "Hamburgische Didaskalien" zu
nennen. Aber der Titel klang mir allzu fremd, und nun ist es mir sehr
lieb, dass ich ihm diesen vorgezogen habe. Was ich in eine Dramaturgie
bringen oder nicht bringen wollte, das stand bei mir: wenigstens hatte
mir Lione Allacci desfalls nichts vorzuschreiben. Aber wie eine
Didaskalie aussehen muesse, glauben die Gelehrten zu wissen, wenn es auch
nur aus den noch vorhandenen Didaskalien des Terenz waere, die eben dieser
Casaubonus breviter et eleganter scriptas nennt. Ich hatte weder Lust,
meine Didaskalien so kurz, noch so elegant zu schreiben: und unsere
itztlebende Casauboni wuerden die Koepfe trefflich geschuettelt haben, wenn
sie gefunden haetten, wie selten ich irgendeines chronologischen Umstandes
gedenke, der kuenftig einmal, wenn Millionen anderer Buecher
verlorengegangen waeren, auf irgendein historisches Faktum einiges Licht
werfen koennte. In welchem Jahre Ludewigs des Vierzehnten, oder Ludewigs
des Funfzehnten, ob zu Paris, oder zu Versailles, ob in Gegenwart der
Prinzen vom Gebluete, oder nicht der Prinzen vom Gebluete, dieses oder
jenes franzoesische Meisterstueck zuerst aufgefuehret worden: das wuerden sie
bei mir gesucht und zu ihrem grossen Erstaunen nicht gefunden haben.
Was sonst diese Blaetter werden sollten, darueber habe ich mich in der
Ankuendigung erklaeret: was sie wirklich geworden, das werden meine Leser
wissen. Nicht voellig das, wozu ich sie zu machen versprach: etwas
anderes; aber doch, denk' ich, nichts Schlechteres.
"Sie sollten jeden Schritt begleiten, den die Kunst, sowohl des Dichters
als des Schauspielers hier tun wuerde."
Die letztere Haelfte bin ich sehr bald ueberdruessig geworden. Wir haben
Schauspieler, aber keine Schauspielkunst. Wenn es vor Alters eine solche
Kunst gegeben hat: so haben wir sie nicht mehr; sie ist verloren; sie muss
ganz von neuem wieder erfunden werden. Allgemeines Geschwaetze darueber hat
man in verschiedenen Sprachen genug: aber spezielle, von jedermann
erkannte, mit Deutlichkeit und Praezision abgefasste Regeln, nach welchen
der Tadel oder das Lob des Akteurs in einem besondern Falle zu bestimmen
sei, deren wuesste ich kaum zwei oder drei. Daher koemmt es, dass alles
Raisonnement ueber diese Materie immer so schwankend und vieldeutig
scheinet, dass es eben kein Wunder ist, wenn der Schauspieler, der nichts
als eine glueckliche Routine hat, sich auf alle We
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