kennen und sie schildern. Das
groesste komische Genie zeigt sich in seinen jugendlichen Werken hohl und
leer; selbst von den ersten Stuecken des Menanders sagt Plutarch,[1] dass
sie mit seinen spaetern und letztern Stuecken gar nicht zu vergleichen
gewesen. Aus diesen aber, setzt er hinzu, koenne man schliessen, was er
noch wuerde geleistet haben, wenn er laenger gelebt haette. Und wie jung
meint man wohl, dass Menander starb? Wieviel Komoedien meint man wohl, dass
er erst geschrieben hatte? Nicht weniger als hundertundfuenfe; und nicht
juenger als zweiundfunfzig.
Keiner von allen unsern verstorbenen komischen Dichtern, von denen es
sich noch der Muehe verlohnte zu reden, ist so alt geworden; keiner von
den itztlebenden ist es noch zur Zeit; keiner von beiden hat das vierte
Teil so viel Stuecke gemacht. Und die Kritik sollte von ihnen nicht eben
das zu sagen haben, was sie von dem Menander zu sagen fand?--Sie wage es
aber nur, und spreche!
Und nicht die Verfasser allein sind es, die sie mit Unwillen hoeren. Wir
haben, dem Himmel sei Dank, itzt ein Geschlecht selbst von Kritikern,
deren beste Kritik darin besteht,--alle Kritik verdaechtig zu machen.
"Genie! Genie!" schreien sie. "Das Genie setzt sich ueber alle Regeln
hinweg! Was das Genie macht, ist Regel!" So schmeicheln sie dem Genie:
ich glaube, damit wir sie auch fuer Genies halten sollen. Doch sie
verraten zu sehr, dass sie nicht einen Funken davon in sich spueren, wenn
sie in einem und ebendemselben Atem hinzusetzen: "Die Regeln unterdruecken
das Genie!"--Als ob sich Genie durch etwas in der Welt unterdruecken
liesse! Und noch dazu durch etwas, das, wie sie selbst gestehen, aus ihm
hergeleitet ist. Nicht jeder Kunstrichter ist Genie: aber jedes Genie ist
ein geborner Kunstrichter. Es hat die Probe aller Regeln in sich. Es
begreift und behaelt und befolgt nur die, die ihm seine Empfindung in
Worten ausdruecken. Und diese seine in Worten ausgedrueckte Empfindung
sollte seine Taetigkeit verringern koennen? Vernuenftelt darueber mit ihm, so
viel ihr wollt; es versteht euch nur, insofern es eure allgemeinen Saetze
den Augenblick in einem einzeln Falle anschauend erkennet; und nur von
diesem einzeln Falle bleibt Erinnerung in ihm zurueck, die waehrend der
Arbeit auf seine Kraefte nicht mehr und nicht weniger wirken kann, als die
Erinnerung eines gluecklichen Beispiels, die Erinnerung einer eignen
gluecklichen Erfahrung auf sie zu wirken imstande ist. Behaupten also, d
|