er Absicht der Tragoedie leicht zu folgern.
Doch ich gerate zu weit in denjenigen Teil des Problems, der mich itzt
gerade am wenigsten angeht. Zwar indem ich behaupte, dass einheimische
Sitten auch in der Tragoedie zutraeglicher sein wuerden, als fremde: so
setze ich schon als unstreitig voraus, dass sie es wenigstens in der
Komoedie sind. Und sind sie das, glaube ich wenigstens, dass sie es sind:
so kann ich auch die Veraenderungen, welche Herr Romanus in Absicht
derselben mit dem Stuecke des Terenz gemacht hat, ueberhaupt nicht anders
als billigen.
Er hatte recht, eine Fabel, in welche so besondere griechische und
roemische Sitten so innig verwebet sind, umzuschaffen. Das Beispiel erhaelt
seine Kraft nur von seiner innern Wahrscheinlichkeit, die jeder Mensch
nach dem beurteilet, was ihm selbst am gewoehnlichsten ist. Alle Anwendung
faellt weg, wo wir uns erst mit Muehe in fremde Umstaende versetzen muessen.
Aber es ist auch keine leichte Sache mit einer solchen Umschaffung. Je
vollkommener die Fabel ist, desto weniger laesst sich der geringste Teil
veraendern, ohne das Ganze zu zerruetten. Und schlimm! wenn man sich sodann
nur mit Flicken begnuegt, ohne im eigentlichen Verstande umzuschaffen.
Das Stueck heisst "Die Brueder", und dieses bei dem Terenz aus einem
doppelten Grunde. Denn nicht allein die beiden Alten, Micio und Demea,
sondern auch die beiden jungen Leute, Aeschinus und Ktesipho, sind
Brueder. Demea ist dieser beider Vater; Micio hat den einen, den
Aeschinus, nur an Sohnes Statt angenommen. Nun begreif' ich nicht, warum
unserm Verfasser diese Adoption missfallen. Ich weiss nicht anders, als dass
die Adoption auch unter uns, auch noch itzt gebraeuchlich und vollkommen
auf dem naemlichen Fuss gebraeuchlich ist, wie sie es bei den Roemern war.
Demohngeachtet ist er davon abgegangen: bei ihm sind nur die zwei Alten
Brueder, und jeder hat einen leiblichen Sohn, den er nach seiner Art
erziehet. Aber desto besser! wird man vielleicht sagen. So sind denn auch
die zwei Alten wirkliche Vaeter; und das Stueck ist wirklich eine Schule
der Vaeter, d.i. solcher, denen die Natur die vaeterliche Pflicht
aufgelegt, nicht solcher, die sie freiwillig zwar uebernommen, die sich
ihrer aber schwerlich weiter unterziehen, als es mit ihrer eignen
Gemaechlichkeit bestehen kann.
Pater esse disce ab illis, qui vere sciunt!
Sehr wohl! Nur schade, dass durch Aufloesung dieses einzigen Knoten,
welcher bei dem Terenz den Aes
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