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ueberhaupt malen, so wird er alle die gewoehnlichen Mienen und Zuege
zusammen anzubringen suchen, von denen er in der gesamten Gattung bemerkt
hat, dass sie die Idee am kraeftigsten ausdruecken, die er sich itzt in
Gedanken gemacht hat und in seinem Gemaelde darstellen will.
Ebenso unterscheiden sich die Schildereien der beiden Gattungen des
Drama: woraus denn erhellet, dass, wenn ich den tragischen Charakter
partikular nenne, ich bloss sagen will, dass er die Art, zu welcher er
gehoeret, weniger vorstellig macht als der komische; nicht aber, dass das,
was man von dem Charakter zu zeigen fuer gut befindet, es mag nun so wenig
sein, als es will, nicht nach dem Allgemeinen entworfen sein sollte, als
wovon ich das Gegenteil anderwaerts behauptet und umstaendlich
erlaeutert habe.[1]
Was zweitens die Komoedie anbelangt, so habe ich gesagt, dass sie generale
Charaktere geben muesse, und habe zum Beispiele den Geizigen des Moliere
angefuehrt, der mehr der Idee des Geizes, als eines wirklichen geizigen
Mannes entspricht. Doch auch hier muss man meine Worte nicht in aller
ihrer Strenge nehmen. Moliere duenkt mich in diesem Beispiele selbst
fehlerhaft; ob es schon sonst, mit der erforderlichen Erklaerung, nicht
ganz unschicklich sein wird, meine Meinung begreiflich zu machen.
Da die komische Buehne die Absicht hat, Charaktere zu schildern, so meine
ich, kann diese Absicht am vollkommensten erreicht werden, wenn sie diese
Charaktere so allgemein macht, als moeglich. Denn indem auf diese Weise
die in dem Stuecke aufgefuehrte Person gleichsam der Repraesentant aller
Charaktere dieser Art wird, so kann unsere Lust an der Wahrheit der
Vorstellung so viel Nahrung darin finden, als nur moeglich. Es muss aber
sodann diese Allgemeinheit sich nicht bis auf unsern Begriff von den
moeglichen Wirkungen des Charakters, im Abstracto betrachtet, erstrecken,
sondern nur bis auf die wirkliche Aeusserung seiner Kraefte, so wie sie von
der Erfahrung gerechtfertiget werden und im gemeinen Leben stattfinden
koennen. Hierin haben Moliere, und vor ihm Plautus, gefehlt; statt der
Abbildung eines geizigen Mannes, haben sie uns eine grillenhafte widrige
Schilderung der Leidenschaft des Geizes gegeben. Ich nenne es eine
grillenhafte Schilderung, weil sie kein Urbild in der Natur hat. Ich
nenne es eine widrige Schilderung; denn da es die Schilderung einer
einfachen unvermischten Leidenschaft ist, so fehlen ihr alle die Lichter
und Schatten, deren ric
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