eichen, mit denen die Struempfe angeklemmt waren. "Einen Stuhl
holen und hinaufsteigen," schlug Otto vor, aber Wilhelm fand das
unnoetig, "Hochspringen und bei jedem Sprung eine Klammer wegnehmen," so
war es lustiger. Er probierte das Kunststueck und brachte es fertig, Otto
gelang es nicht auf den ersten Sprung, und ein Trampeln und Stampfen gab
es bei allen beiden. Sie bemerkten nicht, dass die Tuere von Frau Hartwigs
Bodenkammer offen stand und die Hausfrau, die eben ihren
Christbaumhalter hervorsuchte, ganz erschrocken ueber den ploetzlichen
Laerm herauskam und rief: "Was treibt ihr denn aber da oben, ihr Kinder?"
"Wir nehmen bloss die Struempfe ab", sagte Otto. "So tut es doch nicht,
wenn man Struempfe abzieht," entgegnete Frau Hartwig. "Wir muessen eben
darnach springen," sagte Wilhelm, "sehen Sie, so machen wir das," und
mit einem Hochsprung hatte er wieder eine Klammer gluecklich erfasst, der
Strumpf fiel herunter.
"Aber Kinder, so fallen sie ja alle auf den Boden!" sagte die Hausfrau.
"Es sind ja nur Struempfe," entgegnete Wilhelm, "die sind schon vorher
grau und schwarz, denen schadet das nichts."
Eine kleine Weile stand Frau Hartwig dabei und machte sich ihre
Gedanken. Welche Arbeit, fuer soviel Fuesse sorgen zu muessen! Fast alle
Struempfe schienen zerrissen! Und welche Koerbe voll Flickwaesche mochten
sonst noch da unten stehen und auf die Haende der vielbeschaeftigten
Hausfrau warten, die doch kein Geld ausgeben konnte fuer Flickerinnen! Ob
es nicht Christenpflicht waere, da ein wenig zu helfen?
Es dauerte gar nicht lange, da kamen die Brueder mit dem Bescheid
herunter: Die meisten Struempfe seien noch zu feucht, die Hausfrau meine,
sie muessten noch haengen bleiben. Frau Pfaeffling achtete im Drang der
Arbeit kaum darauf und dachte nicht, dass Frau Hartwig kurz entschlossen
den ganzen Schatz Pfaeffling'scher Struempfe heruntergenommen hatte, und
ihnen nun mit Trocknen und Buegeln viel mehr Ehre erwies, als diese es
sonst erfuhren. Dann stapelte sie den Vorrat auf, legte sich das
Noetige zum Ausbessern zurecht und sagte sich: Das gibt auch
eine Weihnachtsueberraschung und wird nach Jesu Sinn keine
Feiertags-Entheiligung sein.
Inzwischen war es Mittag geworden. Heute gab es bei Pfaefflings ein
kaergliches Essen. Mit Wassersuppe fing es an, und die Mutter redete den
Kindern zu: "Haltet euch nur recht an die Suppe, es kommt nicht viel
nach!" "Warum denn nicht?" fragte Elschen bedenklich. Die Antwort
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