gtest: 'Lachen Sie immerhin ueber den Ruepel, Sie
haben es doch gut mit ihm gemeint, sonst haetten Sie ihm das nicht
gesagt.' Da verging mir das Lachen, weil die Achtung kam."
"Ja, Karl, so haben sich deine Eltern kennen gelernt," schloss Herr
Pfaeffling.
8. Kapitel
Endlich Weihnachten.
Gibt es ein schoeneres Erwachen als das Erwachen mit dem Gedanken: Heute
ist Weihnachten? Die jungen Pfaefflinge kannten kein schoeneres, und an
keinem anderen kalten, dunkeln Dezembermorgen schluepften sie so leicht
und gern aus den warmen Betten, als an diesem und nie waren sie so
dienstfertig und hilfsbereit wie an diesem Vormittag. Man musste doch der
Mutter helfen aus Leibeskraeften, damit sie ganz gewiss bis abends um 6
Uhr mit der Bescherung fertig wurde. An gewoehnlichen Tagen schob gerne
eines der Kinder dem andern die Pflicht zu, aufzumachen, wenn geklingelt
wurde; heute sprangen immer einige um die Wette, wenn die Glocke
ertoente, denn an Weihnachten konnte wohl etwas Besonderes erwartet
werden, so z.B. das Paket, das noch jedes Jahr von der treuen Grossmutter
Wedekind angekommen war und durch das viele Herzenswuensche befriedigt
wurden, zu deren Erfuellung die Kasse der Eltern nie gereicht haette.
Zunaechst kam aber nicht jemand, der etwas bringen, sondern jemand, der
etwas holen wollte: Es war die Schmidtmeierin, eine Arbeitersfrau aus
dem Nebenhaus, die manchmal beim Waschen und Putzen half und fuer die
allerlei zurechtgelegt war. Sie brachte ihre zwei Kinder mit. Aber damit
war Frau Pfaeffling nicht einverstanden. "Marianne," sagte sie, "fuehrt
ihr die Kleinen in euer Stuebchen und spielt ein wenig mit ihnen, bis ich
sie wieder hole." Als die Kinder weg waren, sagte Frau Pfaeffling: "Sie
haetten die Kinder nicht bringen sollen, sonst sehen sie ja gleich, was
sie bekommen; hat Walburg Ihnen nicht gesagt, dass wir einen Puppenwagen
und allerlei Spielzeug fuer sie haben?" "Ach," entgegnete die Frau,
"darauf kommt es bei uns nicht so an, die Kinder nehmen es, wenn sie's
kriegen, und wenn man ihnen ja etwas verstecken will, sie kommen doch
dahinter und dann betteln sie und lassen einem keine Ruhe, bis man ihnen
den Willen tut. Bis Weihnachten kommt, ist auch meist schon alles
aufgegessen, was man etwa Gutes fuer sie bekommen hat. Ich weiss wohl, dass
es anders ist bei reichen Leuten, aber bei uns war's noch kein Jahr
schoen am heiligen Abend."
"Wir sind auch keine reichen Leute, Schmidtmeierin, aber wenn ich
|