kannst du kein Opfer bringen fuer dein Volk?" sprach
Teja naeher tretend.
"Auch du, hochsinniger Teja, gegen mich? ist das deine Freundschaft?"
"Rauthgundis," sprach dieser ruhig, "ich ehre dich vor allen Frauen hoch,
und Hohes fordre ich darum von dir." -
Hildebrand aber begann, "du bist die Koenigin dieses Volkes. Ich weiss von
einer Gotenkoenigin aus unsrer Ahnen Heidenzeit. Hunger und Seuchen
lasteten auf ihrem Volk. Ihre Schwerter waren sieglos. Die Goetter zuernten
den Goten. Da fragte Swanhild die Eichen des Waldes und die Wellen des
Meeres und sie rauschten zur Antwort:
"Wenn Swanhild stirbt, leben die Goten.
Lebt Swanhild, so stirbt ihr Volk."
Und Swanhild wandte den Fuss nicht mehr nach Hause. Sie dankte den Goettern
und sprang in die Flut. Aber freilich, das war die Heidenzeit."
Rauthgundis blieb nicht unbewegt. "Ich liebe mein Volk," sprach sie, "und
seit von Athalwin nur diese Locke uebrig," sie wies auf die Kapsel, "glaub'
ich, gaeb' ich mein Leben fuer mein Volk. Sterben will ich - ja," rief sie,
"aber leben und diesen Mann meines Herzens in andrer Liebe wissen - nein."
"In andrer Liebe!" rief Witichis, "wie redest du mir so? Weisst du's denn
nicht, wie ewig dies gequaelte Herz nur nach dem Wohlklang deines Namens
schlaegt? Hast du's denn nicht empfunden, noch nicht, an dieser Urne nicht,
wie ewig unsre Herzen eins? Was bin ich, ohne deine Liebe? Reisst mir das
Herz aus der Brust, setzt mir ein andres ein: dann etwa lass ich von dieser
Seele. Ja, wahrlich," rief er den beiden Maennern zu, "ihr wisst nicht was
ihr thut und kennt euren Vorteil schlecht. Ihr wisst nicht, dass meine Liebe
zu diesem Weib und dieses Weibes Liebe das Beste ist am armen Witichis.
Sie ist mein guter Stern. Ihr wisst nicht, dass ihr zu danken ist, ihr
allein, wenn etwas euch an mir gefaellt. An sie denk' ich im Getuemmel der
Schlacht und ihr Bild staerkt meinen Arm. An sie denk ich, an ihre Seele,
klar und ruhig, an ihre makellose Treu, wenn's gilt, im Rat das Edelste zu
finden. - O, dieses Weib ist meines Lebens Seele, nehmt sie hinweg und ein
Schatte ohne Glueck und Kraft ist euer Koenig."
Und in leidenschaftlicher Erregung schloss er Rauthgundis in die Arme. Sie
war erstaunt, selig erschrocken. Noch nie hatte der stete, ruhige Mann,
der sein Gefuehl gern scheu in sich verschloss, so von ihr, von seiner Liebe
gesprochen. Nicht, da er um sie warb, wie jetzt, da er sie lassen sollte.
Aufs maechtigste erschuettert
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