trat Eurich, einer seiner Gefolgen, zu ihm heran, und
legte ihm die Hand auf die Schulter: "Was nun?" fragte er, "die Rosse
stehen und harren: wohin?" "Wohin?" rief Arahad auffahrend - "wohin? Es
giebt nur noch Einen Weg: wir wollen ihn gehen. Wo stehen die Byzantiner
und der Tod?"
Zweites Kapitel.
Am siebenten Tage nach diesen Ereignissen bereitete sich ein glanzvolles
Fest auf den Fora und in dem Koenigspalast zu Ravenna.
Die Buerger der Stadt und die Goten aller drei Parteien wogten in
gemischten Scharen durch die Strassen und fuhren durch die Lagunenkanaele, -
denn Ravenna war damals eine Wasserstadt, fast, aber doch nicht ganz, wie
heute Venedig - die riesigen Kraenze, Blumenbogen und Fahnen zu bewundern,
die von allen Zinnen und Daechern niederwehten: denn es galt, Vermaehlung
des gotischen Koenigspaares zu feiern.
Am fruehen Morgen hatte sich das ganze jetzt vereinigte Heer der Goten vor
den Thoren der Stadt zu feierlicher Volksversammlung geschart. Der Koenig
und die Koenigin erschienen auf milchweissen Rossen: abgestiegen waren sie
vor allem Volk unter eine breitschattende Steineiche getreten: dort hatte
Witichis seiner Braut die rechte Hand auf das Haupt gelegt: sie aber trat
mit dem entbloessten linken Fuss in den Goldschuh des Koenigs.
Damit war unter dem Zuruf der Tausende die Ehe nach Volksrecht
geschlossen. Darauf bestieg das Paar einen mit gruenen Zweigen geschmueckten
Wagen, der von vier weissen Rindern gezogen ward; der Koenig schwang die
Geissel und sie fuhren, gefolgt von dem Heere, in die Stadt. Dort schloss
sich an die halb heidnische, germanische, eine zweite, die christliche
Feier: der arianische Bischof erteilte seinen Segen ueber das Paar in der
Basilika Sancti Vitalis und liess es die Ringe wechseln.
Rauthgundens wurde nicht gedacht.
Noch war die Kirche nicht maechtig genug, ihre Forderung der
Unaufloeslichkeit einer kirchlich geschlossenen Ehe ueberall durchzusetzen:
vornehme Roemer und vollends Germanen verstiessen noch haeufig in voller
Willkuer ihre Frauen. Und wenn gar ein Koenig aus Gruenden des Staatswohls
und ohne Einspruch der Gattin das Gleiche beschloss, erhob sich kein
Widerstand. -
Aus der Kirche ging der Zug nach dem Palast, in dessen Hallen und Gaerten
ein grosses Festmahl geruestet war.
Das ganze Gotenheer und die ganze Bevoelkerung der Stadt fand hier, dann
auf den Fora des Herkules und des Honorius und in den naechsten S
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