ich unwillkuerlich und zuletzt ward die
Stimme der Lesenden leise vernehmlich:
- - "Und er vermaehlte die Tochter dem erzumpanzerten Hektor. -
Die kam jetzt ihm entgegen, die Dienerin folgte zugleich ihr,
Tragend am Busen das zarte, noch ganz unmuendige Knaeblein,
Hektors einzigen Sohn, holdleuchtendem Sterne vergleichbar.
Schweigend betrachtete Hektor mit laechelndem Blicke den Knaben.
Aber Andromache trat mit thraenenden Augen ihm naeher,
Drueckt' ihm zaertlich die Hand und begann die gefluegelten Worte:
"Boeser, dich wird noch verderben dein Mut! Und des lallenden Knaebleins
Jammert dich nicht, noch meiner, die bald ach! Witwe von Hektor
Sein wird. Bald ja werden die grimmigen Feinde dich toeten,
Alle mit Macht einstuermend auf dich. Dann waer' mir das beste,
Dass mich die Erde bedeckt, wenn du stirbst: bleibt doch mir in Zukunft
Nie ein anderer Trost, wenn dich wegraffte das Schicksal:
Nein, nur Trauer: lang ist mein Vater dahin und die Mutter:
Du nur allein bist Vater mir jetzt und Mutter und alles ... -""
Sie las nicht weiter: die grossen runden Augen wurden feucht, ihre Stimme
versagte; sie neigte das blasse Haupt.
"Valeria," sprach eine milde Stimme, und Cassiodor beugte sich ueber ihre
Schulter. "Thraenen ueber dem Buch des Trostes? Aber was sehe ich: - die
Ilias! Kind! ich gab dir doch die Evangelien."
"Verzeih mir, Cassiodor. Es haengt mein Herz noch andern Goettern an als
deinen. Du glaubst nicht: je gewaltiger von allen Seiten her die Schatten
ernster Entsagung auf mich eindringen, seit ich bei dir und in diesen
Mauern weile, desto krampfhafter klammert sich die widerstrebende Seele an
die letzten Faeden, die mich mit einer andern Welt verbinden. Und zwischen
Grau'n und Liebe ratlos schwankt der Sinn."
"Valeria, du hast keinen Frieden in diesem Haus des Friedens gefunden.
Wohlan, so zieh hinaus. Du bist ja frei und Herrin deines Willens. Kehre
zurueck zu jener bunten Welt, wenn du glaubst, dort dein Glueck zu finden."
Sie aber schuettelte das schoene Haupt. "Es geht nicht mehr. Feindlich
ringen in meiner Seele zwei Gewalten. Welche auch siege, - ich verliere
immer."
"Kind, sprich nicht so! du kannst die beiden Maechte, Erdenlust und
Himmelsseligkeit, nicht wie zwei gleiche Dinge in einer Wage wiegen."
"Weh' denen," fuhr sie, wie mit sich selbst sprechend, fort, "welchen das
Schicksal den gespaltnen Doppeltrieb in die Seele gepflanzt, der bald zu
den Sternen nac
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