Theoderichs einer streng
kirchlichen Richtung ergeben und biblischer Gelehrsamkeit voll, seinem
Freunde Valerius den ganzen Plan der aeusseren und inneren Einrichtung
seiner Stiftung entworfen - aehnlich der Regel des Maennerklosters, das er
selbst zu Squillacium in Unteritalien gegruendet - und dessen Ausfuehrung
ueberwacht hatte. Und sein frommer, aber strenger, der Welt und dem Fleisch
feindlich abgewendeter Geist drueckte sich denn im groessten wie im kleinsten
dieser Schoepfung aus. Die zwanzig Jungfrauen und Witwen, welche hier als
Religiosae lebten, verbrachten in Beten und Psalmensingen, in Busse und
Kasteiung ihre Tage. Doch auch in werkthaetiger christlicher Liebe, indem
sie die Armen und Kranken der Umgegend in ihren Huetten aufsuchten und
ihnen Seele und Leib troesteten und pflegten.
Es machte einen feierlichen, poesievollen, aber sehr ernsten Eindruck,
wenn durch die dunkeln Cypressengaenge hin eine dieser frommen Beterinnen
wandelte, in dem faltenreichen, dunkelgrauen Schleppgewand, auf dem Haupt
die weisse enganschliessende Kalantika, eine Tracht, die das Christentum von
den aegyptischen Isispriestern ueberkommen. Vor den oft in Kreuzesform
geschnittenen Buchsgebueschen blieben sie stehen und kreuzten die Arme auf
der Brust. Immer gingen sie allein und stumm, wie Schatten glitten sie bei
jeder Begegnung aneinander vorueber. Denn das Gespraech war auf das
Unerlaessliche beschraenkt.
In der Mitte des Gartens floss ein Quell aus dunklem Gestein von Cypressen
ueberragt. Ein Paar Sitze waren in den Marmor gehauen.
Es war ein stilles, schoenes Plaetzchen: wilde Rosen bildeten dort eine Art
Laube und verbargen beinahe voellig ein finsteres, rohes Steinrelief, das
die Steinigung des heiligen Stephanus darstellte.
An diesem Quell sass, eifrig lesend in aufgerollten Papyrusrollen, eine
schoene, jungfraeuliche Gestalt in schneeweissem Gewand, das eine goldne
Spange ueber der linken Schulter zusammenhielt, das dunkelbraune Haar, in
weichen Wellen zurueckgelegt, umflocht eine fein geschlungene Epheuranke: -
Valeria war's, die Roemerin.
Hier, in diesen entlegenen, festen Mauern hatte sie Zuflucht gefunden,
seit die Saeulen ihres Vaterhauses zu Neapolis niedergestuerzt. Sie war
bleicher und ernster geworden in diesen einsamen Raeumen. Aber ihr Auge
leuchtete noch in seiner ganzen stolzen Schoenheit.
Sie las mit grossem Eifer; der Inhalt schien sie lebhaft fortzureissen, die
feingeschnittenen Lippen bewegten s
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