h oben, bald nieder zu den Blumen zieht. Sie werden keines
der beiden froh."
"In dir, mein Kind," sprach Cassiodor, sich zu ihr setzend, "walten
freilich unversoehnt deines weltlichen Vaters und deiner frommen Mutter
Sinn. Dein Vater, ein Roemer der alten Art, ein Kind der stolzen, rauhen
Welt, kuehn, sicher, selbstvertrauend, nach Gewinn und Macht strebend,
wenig, allzuwenig, fuercht' ich, ergriffen von dem Geist unseres Glaubens,
der nur im Jenseits unsere Heimat sucht, - in der That Valerius, mein
Freund, war mehr ein Heide denn ein Christ. Und daneben deine Mutter,
fromm, sanft, aus einem Martyrergeschlecht, den Himmel suchend und der
Erde vergessen, auch sie hat wohl ein Teil von ihrem Wesen in dich ... -"
"Nein," sprach Valeria aufstehend und das edle Haupt kraeftig
zurueckwerfend, "ich fuehle nur des Vaters Art in mir. Kein Tropfen Blut
neigt jener Seite zu. Die Mutter war viel krank und starb schon frueh.
Unter meines Vaters Augen wuchs ich auf; Iphigenia und Antigone und
Nausikaa, Cloelia und Lucretia und Virginia waren die Freundinnen meiner
Jugend. Nicht viele Priester sah man in des Kaufherrn Haus und wenn er
abends mit mir sass und las, so waren's Livius und Tacitus und Vergilius,
nicht das heilige Buch der Christen. So wuchs ich heran bis in mein
siebzehntes Jahr, den Sinn allein auf diese Welt gerichtet. Denn auch die
Tugenden, die der Vater pries und uebte, sie galten nur dem Staat, dem
Haus, den Freunden. Gluecklich war ich in jener Zeit, ungespalten meine
Seele."
"Du warst eine Heidin trotz des Taufwassers."
"Ich war gluecklich. Da kamen wir auf einer Reise zuerst in diese Mauern
mit ihrem Grabesernst und dunkle schwere Schatten fielen hier zuerst in
meine Seele. Dich fand ich hier und du entdecktest mir, was man mir bisher
sorgfaeltig verborgen hatte, dass die Mutter in schwerer Krankheit mich
schon vor meiner Geburt durch ein Geluebde dem ehelosen Leben im Kloster
geweiht, wenn Gott sie und ihr Kind am Leben erhalte, und dass mein Vater,
dem dieser Gedanke unertraeglich, spaeter mich vom Himmel eingeloest, indem
er, freilich mit Zustimmung des Bischofs von Rom, statt die Tochter
hinzugeben, Kirche und Kloster hier gebaut."
"So ist es, Kind, mit dem vierten Teil seines Vermoegens! Darueber kannst du
dich beruhigen. Der Nachfolger des heiligen Petrus, der die Macht hat, zu
binden und zu loesen, hat den Tausch, die Umwandlung des Geluebdes
gebilligt. Du bist frei!" - "Aber ich fuehle mich nicht
|