scheiden um eine tote
Krone? Auf und davon, sag ich! Und ich weiss euch ein Felsennest, wo euch
nur der Adler findet oder der Steinbock."
"Soll dein Herr von seinem Reich entlaufen, wie ein schlechter Sklave aus
der Muehle? Leb wohl Witichis, hier nimm die Kapsel mit dem blauen Band:
des Kindes Stirnlocken sind darin und eine," fluesterte sie, ihn auf die
Stirn kuessend und das Medaillon umhaengend, "und eine von Rauthgundis. Leb
wohl, du mein Leben!"
Er richtete sich auf, ihr ins Auge zu sehen.
Da trieb sie das Pferd an: "Vorwaerts, Wallada," und sprengte hinweg:
Wachis folgte im Galopp, Witichis stand regungslos und sah ihr nach.
Da hielt sie, ehe die Strasse sich ins Gehoelz kruemmte: - nochmal winkte sie
mit der Hand und war gleich darauf verschwunden.
Witichis lauschte wie im Traum auf die Hufschlaege der eilenden Rosse. Erst
als diese verhallt, wandte er sich.
Aber es liess ihn nicht von der Stelle.
Er trat seitab der Strasse: dort lag jenseit des Grabens ein grosser
moosiger Felsblock: darauf setzte sich der Koenig der Goten, und stuetzte
die Arme auf die Knie, das Haupt in beide Haende. Fest drueckte er die
Finger vor die Augen, die Welt und alles draussen auszuschliessen von seinem
Schmerz.
Thraenen drangen durch die Haende, er achtete es nicht. Reiter sprengten
vorueber, er hoerte es kaum. So sass er stundenlang regungslos, so dass die
Voegel des Waldes bis dicht an ihn heran spielten.
Schon stand die Sonne im Mittag.
Endlich - hoerte er seinen Namen nennen. Er sah auf: Teja stand vor ihm.
"Ich wusst es wohl," sagte dieser, "du bist nicht feig entflohn. Komm mit
zurueck und rette das Reich. Als man dich heut nicht in deinem Zelte fand,
kam's gleich im ganzen Lager aus: du habest, an Krone und Glueck
verzweifelnd, dich davon gemacht.
Bald drang's in die Stadt und zu Guntharis: die Ravennaten drohen einen
Ausfall, sie wollen zu Belisar uebergehn. Arahad buhlt bei unsrem Heer um
die Krone. Zwei, drei Gegenkoenige drohn. Alles faellt in Truemmer
auseinander, wenn du nicht kommst und rettest."
"Ich komme," sagte er, "sie sollen sich hueten! Es brach das beste Herz um
diese Krone: sie ist geheiligt und sie soll'n sie nicht entweihn. Komm,
Teja, zurueck ins Lager."
Fuenftes Buch.
WITICHIS.
Zweite Abteilung.
Erstes Kapitel.
Im Lager angelangt
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