e dahin, und es koenne nun
nichts mehr geben als graue Tage. Ich litt wie Piesecke; ich jammerte nur
nicht so. Aber auch vielen anderen Leuten ging Evas Abschied nahe; ich
hoerte, dass die dicke Susanne schon tagelang mit rot verquollenen Augen
herumlaufe.
Wenn der November kam, wuerden sich wahrscheinlich unsere Kurgaeste an Zahl
vermindern; dann wollte ich auch mal ausspannen, wollte fuer ein paar
Wochen Ferien machen. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich dann
wahrscheinlich nach einer grossen Stadt reisen wuerde, nach Berlin oder
Wien. Ich bin nun schon so lange in dieser Einfachheit und in diesem
ruhigen Frieden, dass ich mich wahrhaftig manchmal sehne, in einer
elektrischen Strassenbahn zu fahren, ein gutes Theater zu besuchen, mal in
einem vornehmen Restaurant zu speisen. Es kann gar nicht anders sein: wenn
der Doktor aus dem Friedensidyll einmal Ferien vom Ich machen will, muss er
in Glanz und Laerm hinein. _Variatio delectat._ Ich nehme es unseren Bauern
nicht uebel, dass sie sich zuweilen Sonntags nach Neustadt
hinueberschleichen, um dort ins Kino zu gehen, und die haemischen
Bemerkungen der "Neustaedter Umschau" ueber diesen Fall beweisen nur, dass
das Blatt keine Ahnung von dem Abwechselungsbeduerfnis des Menschen hat.
Wer immer im Laerm sitzt, wird stumpf, wer immer in der Stille ist, auch;
nur die wechselnde Welle traegt des Menschen Schiff.
Dass mich neben diesen Erwaegungen auch der Gedanke leitete, ich koenne meine
Ferienreise vorteilhaft ueber die Stadt verlegen, wo Eva diesen Winter
singen wuerde, wollte ich mir kaum zugestehen. Denn ich hatte doch ein Ende
gemacht mit meiner Liebe; ich wusste doch recht gut, dass ich nicht eher ein
idealer Leiter dieses Ferienheims sein wuerde, als ich nicht selbst von
allen persoenlichen Banden und Sorgen befreit war, dass ich immer noch
selbst zu sehr in der alten Haut steckte ...
Die grosse Stube im Forellenhof war dicht besetzt mit Menschen. Viel alte
Freunde kamen, um sich von Eva zu verabschieden. Ein paar Kraenze von
Astern hingen an den Waenden, die letzten Rosen des Gartens bluehten auf dem
Tisch. Wenn ein Kurgast von uns Abschied nimmt, erhaelt er als Andenken ein
Album ueberreicht, in dem einige gute Bilder nach Radierungen,
Heliogravueren, Aquarellen und Zeichnungen von unserem Heim enthalten sind,
ausserdem aber eine Anzahl Photographien, auf denen der betreffende Gast in
irgendeiner Situation, die er miterlebt hat, verewigt ist. Denn
photog
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