u. Ich sah Joachim vom Fenster aus, obwohl
eine mondscheinlose Nacht und die Strassenbeleuchtung sehr kuemmerlich war.
Joachim ging auf den Johannisbrunnen zu. Mit einem Male loeste sich dort
ein Schatten los. Ich erschrak. Katharina! Sie hielt den Bruder jedenfalls
fuer meine Person. Ich sah, wie die beiden aufeinander zugingen,
aufeinander einsprachen, wie das Weib entsetzt die Arme hoch hielt, sich
dann vor dem Bruder auf die Knie warf, wie er sie emporriss. Sie klammerte
sich fest an seinen Arm; er versuchte sich loszuloesen; sie rangen
miteinander.
Ich riss das Fenster auf.
"Katharina", rief ich hinunter, "sei vernuenftig!"
Sie hoerte nicht, liess nicht los, schliesslich rang sie weiter mit ihm, und
ich hoerte sie um das Kind bitten. Sie standen dicht am Brunnenrand. Da gab
Joachim dem Weibe einen gewaltigen Stoss, sie taumelte zurueck und fiel ueber
den niederen Brunnenrand ins Wasser.
Joachim blieb still stehen, wohl im Schreck, zwei, drei Sekunden lang;
dann beugte er sich ueber das Becken.
Da sprang das Weib aus dem Wasser heraus und rannte davon.
Ich hatte all diesen sich schnell abspielenden Vorgaengen sprachlos
zugesehen, dann war ich mit einigen Saetzen unten auf dem Markte. Joachim
stand noch am alten Fleck.
"Ah", lachte er, "du hast zugesehen - da wirst du wohl jetzt behaupten,
ich haette das Weib ertraenken wollen."
"Das werde ich nicht behaupten. Du hast sie nur zurueckgestossen, und sie
ist ungluecklich gefallen."
"Na also! Ich lasse mich auf der Strasse nicht anfallen, verstehst du? Eure
Komoedien verfangen nicht bei mir!"
"Joachim, wir muessen ihr nach, wir muessen sie suchen."
"Suchen? Ich denke nicht daran. Was geht sie mich an?"
"Joachim, sie muss voellig durchnaesst sein, es ist eine kalte Nacht; sie ist
halb irrsinnig vor Aufregung wegen des Kindes. Es kann ein Unglueck
passieren!"
Er antwortete nicht, wandte sich um und ging nach Mutters Haus zurueck. Ich
sah ihm nach, hoerte, wie er von innen den Haustuerschluessel umdrehte. Dann
eilte ich die Strasse hinunter, in der ich Katharina hatte verschwinden
sehen.
Ich rannte durch die ganze Stadt, auch teilweise hinaus auf die
Landstrassen. Es verging wohl eine Stunde und mehr Zeit; ich fand nichts.
Es hatte angefangen zu regnen, und es blies ein rauher Wind. Endlich sah
ich ein, dass ich allein nichts ausrichten koenne. Ich eilte hinauf nach
unserem Heim, ueberzeugte mich, wie ich schon angenommen hatte, dass die
Geno
|