die Welt laut und bunt ist. Dort machst du dann Ferien von deinem
stillen Ich, und wenn du nach Hause zurueckkehrst, wird dir das alltaegliche
Leben wieder schmackhaft sein."
"Ja, so wollen wir es halten!"
"Nun denn, so waeren wir wohl fuer diesmal hier fertig."
Stefenson zog ein Notizbuch heraus und blaetterte darin. Sein Gesicht bekam
wieder die alte Geschaeftsmiene.
"Halt, da ist noch etwas zu erledigen. Ich habe mir mal als Knecht Ignaz
von dem Schuhmacher Roehricht die Stiefel besohlen lassen. Er hat auf die
Rechnung geschrieben: Sohlen und zwei Absaetze zwei Mark und fuenfundachtzig
Pfennig, hat aber nur einen Absatz zu machen gehabt. Ich habe ihm daher
fuenfundzwanzig Pfennig abziehen wollen, und wir haben so lange gestritten,
bis ich inzwischen verhaftet wurde und dann alles das andere kam. So steht
der Posten noch offen. Ich bitte, erledige das, lieber Freund! Aber nicht
zwei Mark und fuenfundachtzig Pfennig, sondern nur zwei Mark und sechzig
Pfennige, hoerst du wohl? Ein Knecht kann nicht fuenfundzwanzig Pfennig
umsonst hergeben. Vergiss es nicht! Roehricht heisst der Mann, Hintermarkt
15, drei Stiegen."
Ein vergnuegtes Lachen toente aus der Ecke von meiner Mutter Sofa.
"Was lachen Sie denn, Piesecke?"
"Ja, Pardon, Herr Stefenson, aber erst dreihunderttausend Mark verschenken
und dann wegen fuenfundzwanzig Pfennig - so in der Abschiedsstunde - das -
das ist - Pardon - merkwuerdig!"
"Gar nicht merkwuerdig, lieber Piesecke. Weil ich immer die Rechnungen auf
die Fuenfundzwanzig-Pfennig-Bilanz geprueft habe, kann ich mal gelegentlich
dreihunderttausend Mark verschenken."
"Sehr - sehr kaufmaennisch! Sehr lehrreich!"
"Jawohl! Aber nicht fuer Sie! Fuer Sie waere das zu unfuerstlich."
Wenig fehlte, so waeren auch in letzter Stunde die alten Gegner, der
rechnende Kaufmann und der leichtfertige Fuerstensohn, noch aneinander
geraten. Die dicke Susanne waelzte sich zwischen beide und loeschte mit
einer Flut von Abschiedstraenen den entstehenden Brand.
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Sie sind alle fort. In tiefer Stille liegt der Marktplatz. Ich oeffne das
Fenster. Die Luft ist milder geworden. Am hocherhobenen Arm des heiligen
Baptista haengt ein glitzernder schwerer Eiszapfen wie ein Schwert. Am
Himmel stehen zwischen dem Gewoelk ein paar freundliche Sterne. Im
Schneemantel schaut der Heilige herueber zu mir. Suchen seine Augen die
kleine, feine Frau, die sonst
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