deren, dem Einsamen.
Es war weiblich, es war muetterlich; es konnte wohl nicht anders sein.
Aber wie ich auf die andere Seite des Weihnachtsberges kam und mein altes
Waltersburg liegen sah, den Marktplatz mit dem Brunnen und mein
verlassenes Vaterhaus, da setzte ich mich todmuede an den Wegrand ins welke
Gras. Ich barg das Gesicht in den Haenden und sass lange so.
Als ich endlich aufblickte, sah ich mir gegenueber auf dem anderen Wegrande
Stefenson sitzen. Ich war unwillig, dass er sich so angeschlichen hatte,
aber er kam mir mit teilnehmendem Gesicht, ganz ohne seine sonstige
spoettische Art, entgegen, so dass mein Aerger verflog.
Stefenson setzte sich neben mich und legte mir die Hand aufs Knie:
"Sehen Sie, alter Junge, so was tut weh. Das begreife ich. Aber da muessen
Sie auch begreifen, dass ich Sie nicht allein lassen kann, dass ich mich um
Sie kuemmern muss. Ich bitte Sie, dass Sie mir einige Minuten zuhoeren. Sie
brauchen mir gar nicht zu sagen, was fuer Gefuehle Sie bewegen, aber ich
bitte Sie, mir zu erlauben, dass ich als Ihr Freund zu diesen Gefuehlen
Stellung nehme. Zunaechst mal, ob Ihrer Mutter der Aufenthaltswechsel auch
bekommen wird. Daran denken Sie ja wohl an erster Stelle. Nun, ich meine,
sie ist von guter Natur; Rio ist ein ganz gesunder Wohnort; Ihr Bruder ist
Arzt, der sie staendig ueberwachen kann; ausserdem ist er in der Lage, ihr
das Leben so angenehm wie moeglich zu gestalten, dann, Ihre Mutter sieht
einmal die Welt. Nicht mehr mit der Aufnahmefaehigkeit, der Spannkraft, dem
Ueberschwang der Jugend, aber mit dem ganzen Hochgenuss, mit dem ein reifer,
feiner Kopf die Schoenheiten dieser alten Erde betrachten kann. Und gar Rio
de Janeiro! Dort hoeren die Tauben die Voegel singen, dort sehen die Blinden
die Blumen bluehen; das wissen Sie ja selbst, Ihre Mutter wird leben wie im
Paradies. Aber das wird freilich alles nicht hindern, dass sie das Heimweh
bekommen wird - nach dem alten Nest da unten - nach dem Hause am Brunnen -
auch nach Ihnen. Schuetteln Sie nur nicht den Kopf, lieber Freund; eine
Mutter liebt immer am meisten das ihrer Kinder, das nicht bei ihr ist. Und
da denken Sie nur daran, dass sie eines schoenen Tages wieder dasein wird.
Inzwischen lassen Sie unten in dem Hause am Markt alles, wie es ist;
lassen Sie alle Tage die Moebel wischen, alle sechs Wochen frische Gardinen
aufstecken, im Winter die Stuben heizen, im Sommer die Polster einmotten,
auch Kupfer und Zinn in der Kuec
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