ein
Gekrabbele.
"Sind Sie noch da?" kraechzte die Sibylle.
"Jawohl!" antwortete Stefenson.
Ein Scharren kam von nebenan, dann sagte die Alte:
"Ich werde Ihnen fuer Ihre fuenfundzwanzig Pfennig jetzt noch zeigen, wie
Ihre kuenftige Frau aussieht, und dann scheren Sie sich endlich fort."
"Ich will nichts wissen von einer kuenftigen Frau, ich bleibe ledig!"
widersprach Stefenson. "Kommen Sie lieber heraus und geben Sie mir noch
auf einige Fragen Auskunft."
"Nein!" brummte der Rabe. "Sie werden nur noch Ihre kuenftige Frau sehen!"
Die Tuer sprang auf, und in ihrer Oeffnung stand Eva Bunkert in ihrer ganzen
strahlenden Schoenheit. Stefenson fasste sich an den Kopf.
"Eva!"
"Ja, ich bin's!" sagte das Maedchen, blieb stehen und lachte.
"Wie ist das moeglich? Wie ist das nur moeglich?" Stefenson machte den
Eindruck verdattertster Hilflosigkeit. Da sprang ich vom Tisch herunter,
brach in Gelaechter aus und schrie jubelnd:
"Wir haben einen alten, sehr alten Fuchs gefangen. Horrido!"
Eva hatte gluehrote Wangen. Sie trat auf den wie angewurzelt dastehenden,
staunenden Stefenson zu, reichte ihm die Hand und sagte mit warmem Ton in
der Stimme:
"Mein Lieber, Sie werden mir wegen dieser Komoedie nicht zuernen. Eine
kleine Strafe wenigstens hatten Sie fuer Ihre Ignazmaskerade doch wohl
verdient."
"Ich verstehe nichts - nichts von allem", stammelte Stefenson. Da griff
ich ein.
"Also, lieber, alter Fuchs, ich will Ihnen alles kurz erklaeren, was jetzt
Ihr in eine Wolfsgrube gefallener Verstand doch nicht von selber findet!
Die Sibylle, die Sie befragt haben, war niemand anders als Fraeulein Eva
selbst."
"Oh - oh - und die wirkliche Sibylle?"
"Sitzt in der Dachkammer und hat uns gegen Geld und gute Worte ihr
Amtslokal mal voruebergehend ueberlassen. Ist das nicht gut?"
Er sagte nicht, dass das "gut" sei. Ganz foermlich wandte er sich an Eva.
"Mein gnaediges Fraeulein, es ist ja recht, recht liebenswuerdig, dass Sie mit
mir zu scherzen belieben; aber ich darf wohl einigermassen erstaunt sein,
da ich erst heute morgen in der Zeitung -"
Ich griff wieder ein.
"Die 'Neustaedter Umschau' war die zweite Wolfsgrube, in die Sie glitten,
verehrter Fuchs, oder vielmehr die erste. Denn die Notiz habe ich
geschrieben, habe sie in die 'Umschau' lanciert, aber nicht etwa in die
ganze Auflage, sondern nur in die beiden Exemplare, die bei Ihnen und bei
mir abgegeben werden. Da ist eben fuer diese zwei Nummern
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