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e mein Bruder mit dem Maedchen stand, wusste ich nicht. Joachim war verschlossener als je. Am Abend des Tages aber, da die Maedchen abgereist waren, kam er zu mir. Ganz unvermittelt sagte er: "Fritz, ich moechte fort. Morgen oder uebermorgen." "Fort? Wohin?" "Wieder hinueber." "Nach Amerika?" "Ja." Ich sah ihn schweigend an. Da sagte er: "Du hast wohl bemerkt, dass ich eine Neigung fuer Fraeulein Anneliese hatte. Ich hoffte, es koennte mir ein neues Glueck in der Heimat erbluehen. Diese Hoffnung hat mich betrogen - wie alle anderen." "Ist es aus zwischen euch?" "Ja. Das Maedchen hing an mir, und es war alles verabredet fuer baldige Hochzeit. Da hielt ich mich gestern fuer verpflichtet, ihr mein Leben zu schildern. Droben am Hange sind wir gewesen. Da habe ich ihr das Schwere gesagt. Sie hat sehr geweint und sich schwer von mir losgerissen; aber sie bleibt dabei, dass sie den geschiedenen Mann einer noch lebenden Frau nicht heiraten duerfe. Du weisst wohl warum?" "Ja. Ihre katholische Religion verbietet Anneliese solche Ehe." Er fing an zu toben, an den Ketten zu zerren - ich liess ihn reden und toben. Zuletzt sagte er: "Und ich weiss nicht einmal, ob dieses - dieses Weib noch lebt." Ich blieb still. "Weisst du etwas von ihr? Weisst du, ob sie noch lebt?" "Sie lebt." Er stoehnte. Ich merkte, wie sehnsuechtig er auf den Tod seiner Frau gehofft hatte. "Und - das Kind, wo ist es?" "Es ist bei seiner Mutter." "Das habt ihr zugegeben? So gewissenlos seid ihr gewesen?" "Das Kind ist wohl aufgehoben bei ihr." Er lachte rauh und ergoss eine Flut schwerster Schimpfworte ueber seine Frau. Wieder liess ich ihn reden und toben. Zuletzt stiess er hervor: "Wo haelt sich das Scheusal auf?" "Deine Frau? Das sage ich dir nicht." "Das _musst_ du mir sagen!" "Nein, Joachim, ich sage es dir nicht!" Er ballte die Faeuste und trat mit dem Fuss auf. Dann liess er die Arme schlaff haengen und sagte in feindseligem Ton: "Gut! Was ich wissen will, werde ich auch ohne dich erfahren." Ohne Gruss verliess er mich. Ich trat ans Fenster und sah ihn unten ueber die Wiese gehen. Das war der Mann, dem ich fuenf Jahre lang um die ganze Welt nachgereist war. Weil er der Sohn meiner Mutter war. Nun wuerde ich eine solche Familienaufgabe nicht mehr uebernehmen. Ich oeffnete nicht einmal das Fenster, um ihm nachzurufen. Ich setzte mich an den Schreibtisch und begann zu arbeiten. Es ging
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