ich
die Traenen rinnen, wie Wasser einer fremden Oase. Ich haette lange so mit
dem aufgestuetzten Haupt sitzen moegen. Wieviel Zeit verging, weiss ich
nicht. Da hoerte ich Evas Stimme.
"Haben Sie keinen guten Rat fuer mich, lieber Freund?"
"Lieber Freund!" Unter allen Gestirnen, die an unserem Himmel flimmern,
ist dieses Wort wohl eines der hellsten. Aber wenn es ein Weib sagt, das
man liebt, bekommt dieser Stern ein ueberweisses Licht, ist wie ein Schimmer
aus einer Welt, die in Eiseskaelte untergeht.
"Warum sagen Sie nichts? Wissen Sie nicht einmal als Arzt etwas zu sagen?"
Da erhob ich mich.
"Wohl, liebe Eva! Ich glaube, ich kann Ihnen die Sache richtig
auseinandersetzen."
Ich war ueber mich selbst verwundert. Wie ein trockener, etwas pedantischer
Magister sprach ich:
"Sehen Sie, Eva, Sie stecken zu tief in der Romantik! Sie denken sich den
Freiersmann so wie Lohengrin, der als Fremdling ans Ufer steigt, die
Holde, die von aller Welt geaechtet wird, an der Hand nimmt und sagt: Frei
aller Schuld ist Elsa von Brabant. Und drei Minuten spaeter: Elsa, ich
liebe dich! Unser Stefenson ist nicht von dieser Schwanenritterart, er
faehrt auf dem Passagierdampfer, ist hausbacken, nuechtern, verfaehrt
vorsichtig."
"Verstellen Sie sich doch nicht, lieber Freund! Das ist doch nicht Ihre
Art, so zu sprechen!"
"Doch, doch! Es ist ganz meine Art, so zu sprechen! Eva, ich will Ihnen
ehrlich folgendes sagen: Stefenson hat nicht nur Sie pruefen wollen,
sondern auch mich, auch unsere ganze Anstalt. Er schaetzt wahrscheinlich
drei Dinge: Erstens das Geld, das er fuer ein Unternehmen anlegt (und das
ist ihm als Kaufmann durchaus nicht uebelzunehmen), zweitens seine
Geschaeftsfreunde, unter denen er keine unfaehigen Gesellen haben will (auch
das ist ohne weiteres zu billigen), und drittens die Liebe oder die Ehe,
in welcher Richtung er durchaus klar sehen will. Die Beurteilung dieses
dritten Punktes wage ich nicht, da ich von Liebe nichts verstehe."
In diesem Augenblick wurde die Tuer geoeffnet. Stefenson erschien.
"Ich bitte um Entschuldigung", sagte er, "und versichere, dass ich an der
Tuer nicht gehorcht habe. Ich entlasse Dienstmaedchen ob solch schmaehlicher
Schwaeche. Aber der Herr Doktor hat so deutlich gepredigt, dass jedermann,
der den anstossenden Korridor entlang ging, Wort fuer Wort verstehen musste.
Darf ich mir zu der Sache das Wort erlauben?"
"Bitte!"
"Erstens mal das Geld. Schoen! Ich schaetze e
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