AUFKLAeRUNGEN
Auf der Strasse trat der Kommissar an den Prinzen heran und sagte:
"Ich bitte Ew. Hoheit untertaenigst um Verzeihung wegen der Behelligung."
Hoheit legte dem Manne huldvoll die Hand auf die Schulter.
"Mein Lieber, ich hab gar nischt gegen Sie. Aber tun Sie mir 'nen
Gefallen: reisen Sie ab. Sie sind hier uebrig. Lenken Sie mal die
Aufmerksamkeit des Ministers auf den Prinzen Emanuel. Der scheint mir ein
lockeres Huhn und der Beaufsichtigung sehr beduerftig zu sein. Er ist
gegenwaertig in Syrakus. Sie haben keine Ahnung, Mann, wie schoen es in
Syrakus ist. Da machen Sie sich mal nuetzlich! Glueckliche Reise und viel
Vergnuegen!"
Der Kommissar reiste ab ...
Mich ging das alles kaum etwas an. Ich dachte nur an Stefenson. Er war
zunaechst nach seiner Zelle zurueckgegangen und hatte uns durch einen
Gerichtsdiener sagen lassen, wir moechten im "Hotel Bristol" auf ihn
warten. Nach einer reichlichen Stunde kam er. In mir war inzwischen das
Gefuehlsbarometer hinaufgeschnellt und heruntergestuerzt, vom Glutwetter der
Bewunderung bis zum Regensturm der Wut - hin und her, her und hin. Ich
konnte diesem unberechenbaren Manne gegenueber niemals zu ruhiger
Beurteilung kommen. Schliesslich beschloss ich, ihm offene Feindschaft
anzusagen.
Als er kam und sein Glas Sherry bestellt hatte, sagte er so ruhig, als ob
er eine eben abgebrochene Unterhaltung wieder aufnehme:
"Dieser Redakteur von der 'Neustaedter Umschau' ist ein schwerfaelliger
Kopf. Nicht mal richtig stenographisch aufnehmen kann der Pinsel. In
meinem Artikel von gestern abend waren mehrere Dummheiten."
"Ah - Sie haben den Artikel ueber Ihre Verhaftung in der Umschau selbst
geschrieben?"
"Na, selbstverstaendlich. Der Trunkenbold kann's doch nicht. Als ich so
unerwartet verhaftet werden sollte, bin ich zunaechst nach der Redaktion
des feindlichen Blattes gegangen, hab dort einen Artikel diktiert (und
natuerlich auch bezahlt) und bin dann nach dem Bahnhof hinaus und hab mich
da festnehmen lassen. Der Artikel ueber die Verhaftung war eher fertig als
die Verhaftung selbst. Das ist man doch in solchem Fall seinem Unternehmen
schuldig."
Das Barometer stieg wieder. Aber es lag noch eine schwere Depression ueber
mir, und ich sagte:
"Ich glaube nicht gerade begriffsstutzig zu sein; aber Ihre Art, sich zu
geben und zu handeln, ist so ueberaus merkwuerdig, dass ich nicht mehr
mitkann, sondern Ihnen aufs ernsthaftest
|