Teufel an; aber wenn auch der Gang der Ueberlieferung
geaendert ist, so bleibt der Dichter immerhin noch innerhalb der weiteren
Schranken des alchemistischen Geisterglaubens. Zunaechst stellt er die
Wirkung dar, die beim ersten Anblick ohne weiteres auf Faust ueberstroemt.
Jugendliches Lebensgefuehl, neue Lebenskraft geht von ihm auf den aus,
der Jugend, Leben und Kraft geopfert hat in muehseliger, unfruchtbarer
Wissensarbeit. In innern Frieden wandelt sich der tobende Drang;
Lebensfreude erfuellt ihn wieder; ein geheimnisvoller Trieb ist in ihm
erwacht, der ihn zur Enthuellung geheimnisvoller Naturkraft treibt. Ist
er ein Gott? So klar liegt die wirkende Natur vor seinem geistigen Auge.
"Die Welt liegt vor ihm,--wie vor ihrem Schoepfer, der in dem Augenblick,
da er sich des Geschaffenen freut, auch alle die Harmonien geniesst,
durch die er sie hervorbrachte, und in denen sie besteht[50]."
Wie der Kuenstler die schaffenden Kraefte der Natur erschaut, um
gottgleich zu schaffen und solche kuenstlerische Harmonien gleich ihr
hervorzubringen, so auch Faust, der ebenfalls nach schoepferischer
Erkenntnis verlangt. Jetzt versteht er den Spruch des Weisen, dass die
Geisterwelt der Natur uns nicht verschlossen sei; an uns nur liegt es.
wenn sie uns verborgen bleibt. Unser Sinn, unser Herz muss dazu geoeffnet
werden.
Sieh, so ist Natur ein Buch lebendig,
Unverstanden, doch nicht unverstaendlich[51];
"Das Gefuehl ist die Harmonie!" ruft Goethe in dem schon mehrfach
angezogenen herrlichen Aufsatze "Nach Falkonet und ueber Falkonet"
aus[52]. Das Auge des Kuenstlers findet sie ueberall, ueberall sieht er die
heiligen Schwingungen und leisen Toene, womit die Natur alle Gegenstaende
verbindet. Bei jedem Tritt eroeffnet sich ihm eine magische Welt. Dieser
tiefe Einblick in die Natur wird also auch Faust zu teil, da er das
Zeichen des Makrokosmos erschaut. Wie aber dies Gefuehl erweckt und wach
gehalten werde, sagt auch der Weise, dessen Worte er jetzt erst zu
fassen vermag:
Auf bade, Schueler, unverdrossen
Die irdsche Brust im Morgenrot.
Mit anderen Worten: durch vertrauten Umgang mit der Natur wird die tiefe
Erkenntnis der Natur, und zwar hier der Weltnatur, errungen. Das
kabbalistische Zeichen fordert demnach ebenfalls Faust auf, sich
unmittelbar an die Natur zu wenden; zog es ihn aber vorhin bei jener
ersten Mahnung nach einer geisterhaft ossianischen Nacht hin, wie sie
dem kranken Werther behagen mochte, s
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